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Die amerikanische Künstlerin Kay Rosen (*1947) zeigt mit (NO) COMMENT ihre erste Einzel-ausstellung bei Klosterfelde Berlin. Neben der Wandmalerei BLURRED wird eine in alphabetischer Reihenfolge angeordnete Auswahl an kleinformatigen Arbeiten auf Leinwand zu sehen sein.

Kay Rosens künstlerisches Material ist bereits seit Ende der Sechziger Jahre die geschriebene Sprache, in den siebziger Jahren kamen Performance und Text/Fotoarbeiten hinzu, seit 1982 arbeitet sie ausschließlich mit Text.

Kurze Sätze, meist nur einzelne Wörter malt sie mit Emaille- oder Acrylfarbe auf Leinwand oder Wandflächen, wobei die verwendete Typographie, die Farbe, Leerstellen, Interpunktion und Lesrichtung den Wortsinn entscheidend beeinflussen. Der Rezipient ist dazu aufgefordert, die auf visueller und lexikalischer Ebene interagierenden kompakten Wortspiele aktiv zu entschlüsseln.

Die symmetrisch angelegte monumentale Wandmalerei BLURRED besteht aus drei blauen Buchstaben (BLU) und drei roten (RED) sowie einem in die Raumecke gemalten lilafarbenen R.

Die Arbeit impliziert in dieser ambivalenten linguistischen Figur auch die unentschiedene Situation zwischen Republikanern und Demokraten, die in den amerikanischen Medien, etwa auf Wahlkarten, durch die Farben rot und blau repräsentiert sind. Sowohl verbal als auch visuell sind die beiden opponierenden Positionen durch das vermittelnde “R“ verbunden und lassen zugleich den diplomatisch notwendigen Kompromiß im in die Ecke gedrängten “R“ offenkundig werden.

Einen ähnlichen politischen Hintergrund hat die Arbeit PENDULUM, von der in der Ausstellung eine Entwurfszeichnung präsentiert wird: Die zunächst beliebig erscheinende Buchstabenfolge PNUUMLDE erschließt sich dem Betrachter erst wenn er, wie in einer Pendelbewegung, die Buchstaben in der Abfolge 1-8-2-7-3-6-4-5 liest. Die Augenbewegung, in Verbindung mit der zum Zentrum hin abnehmenden Größe der Buchstaben, läßt so das Wort Pendulum entstehen. In diesem rechts-links-rechts Schwingen versteckt sich eine Anspielung auf den Bush-Clinton-Bush Wechsel. Die politischen Verweise sind allerdings nicht vordergründig und werden oft erst durch einen bestimmten Kontext des Betrachters evoziert. Der vermittelte Inhalt läßt sich auf zwei gegensätzliche Positionen jeder Art übertragen.

Viele von Rosens Arbeiten entstehen aus Trouvaillen, wie I Wish I Knew My Neighbour Better, bestehend aus zwei fast identischen nebeneinander hängenden Bildern: Ivory L. Brown, der Name einer Nachbarin, faszinierte die Künstlerin aufgrund der beiden Farben (elfenbein und braun) im Vor- und Nachnamen, das Kürzel “L.“ im Zentrum, den ihr unbekannten Zweitnamen, füllt sie wahlweise mit der Farbe Lime oder Lilac.

In ihrer klaren Farbigkeit (sie verwendet ausschließlich in industriellen Farbskalen vorkommende Töne) und appellativen Typographie erinnern die Sprachbilder von Kay Rosen oft an gemalte Werbesprüche oder Hinweisschilder. In WISH DISH zum Beispiel, abgeleitet von Yellowish und Reddish, wird der Anfang beider Wörter durch die Farbe im gemalten Buchstaben und somit ein Teil des Signifikats durch einen visuellen Signifikanten ersetzt.

Erst beim wiederholten Betrachten der Bilder zeigt sich die Tragweite der kleinen Eingriffe, die Rosen mit Humor und virtuoser Leichtigkeit an sprachlichen Einheiten vornimmt. Der Konsens zwischen Sender und Empfänger erfährt eine minimale Systemstörung, die wiederum Voraussetzung einer geschärften Wahrnehmung wird.

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Kay Rosen: (NO) COMMENT