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Who´s Kerstin Brätsch? I am Champagne

When You See Me Again It Won´t Be Me betitelt Kerstin Brätsch eine weitere Arbeit lakonisch. Die Malereien der in New York lebende Künstlerin (*1979, Hamburg) sprechen mal distanziert in der dritten Person über Brätsch, dann wiederum bewerben sie sloganartig die Marke „Kerstin Brätsch“ mit Titeln wie Kerstin Kopy Kommerzial. Seit 2007 betreibt sie mit Adele Röder DAS INSTITUT, eine Agentur für Import und Export, und folgt ihrer Ansicht, dass das Ein-Mann-Künstler-Modell konservativ ist, das Ein-Frau-Modell nur das Gegenbild. Die Künstlerin betreibt malerische Institutionskritik, die energisch aufs Machen setzt. Sie hat sich für die Kollaboration entschieden und dafür, die Klischeevorstellungen und klassischen Künstlerbilder in ihren Arbeiten humorvoll zu unterwandern. Dabei beschränkt sie sich nicht auf subversive Strategien, sondern geht lautstark in die Offensive und sprengt die Mittel einer auratischen Malerei, indem sie die malerischen Gesten ihrer männlichen Vorgängergeneration ironisch verwertet. Sie greift Desillusionierungsstrategien von Malern wie Martin Kippenberger und Albert Oehlen auf und stellt auf lapidare Weise Verführungsmuster und expressive Rhetoriken der Malerei in Frage. Ihre eigenen Arbeiten schleust sie wie Muster oder Vorlagen in die Agentur für Corporate Abstraction ein und setzt sie bewusst ökonomischen Produktionsprozessen aus. Das, was zunächst wie eine starke Übertreibung ausschaut, die den schmalen Grat zwischen Kunst, Strickware, Rollenspiel und Marketing betritt, ist gleichzeitig eine pointierte Beobachtung des Kunstbetriebs und ein Plädoyer für die Malerei und ihre Möglichkeiten.

Für ihre umfassende Präsentation im Kölnischen Kunstverein entwirft Kerstin Brätsch eine Spannung zwischen malerischer Großinstallation und dem beschwichtigenden Ausstellungstitel („Nichts Nichts!“). „Nichts, nichts! Und zehn Jahre Arbeit!“ ruft der Maler Frenhofer in Honoré de Balzacs berühmter Erzählung Das unbekannte Meisterwerk (1831) und ist erschüttert, als seine Künstlerkollegen sein gemaltes Portrait als unförmige, fleischige Masse wahrnehmen. Kerstin Brätsch antwortet im Titel der Ausstellung auf Frenhofers hysterischen Ausbruch und inszeniert sich als seine künstlerische Antipodin. Malerei wird in dieser Ausstellung zum multifunktionalen Material. Große, auf Edelholzrahmen aufgelegte, Papiermalereien sind im Ausstellungsraum in Reihe aufgestellt oder gestapelt. Dem gegenüber steht die fünfteilige Arbeit THUS!. Dies sind „Malereien“ auf Polyesterfolie (Kerstin Brätsch für DAS INSTITUT) und Stoff (Adele Röder für DAS INSTITUT), die das DAS INSTITUT gefertigt hat und wie Wäsche über eine Holzleiste hängt. Ebenfalls gemeinschaftlich produziert hat DAS INSTITUT die Diaprojektion Viola. In einem schmalen, laufstegartigen Tunnel projizieren Röder und Brätsch Portraitfotos der beiden, in denen ihre Körper zur Leinwand werden und der Schleichwerbung für ihre Produkte dienen. Make-up wird hier zur Kunstform erhoben. Es sind kunsthistorische Re-Inszenierungen, die ihr Spiel mit Identitäten und ihre Entwicklung verschiedener künstlerischer Persona zeigen. Erstmals präsentieren Kerstin Brätsch und DAS INSTITUT in Köln die neue Modekollektion Schröderline: digital gestrickte Hosenanzüge - maßgeschneidert auf die Modelle Röder und Brätsch - und die Parasite Patches, eine Serie mehrlagiger Strickelemente, die per Druckknopf an vorhandene Kleidung angebracht werden können und Propaganda für die eigene Produktion machen. Kerstin Brätsch und DAS INSTITUT schlagen für die Ausstellung zwei Leseweisen vor: eine für den Besucher, der die Ausstellungshalle betritt und eine zweite für den Passanten, der von der Straße in den Kölnischen Kunstverein blickt. Von außen schaut man einerseits auf Gemälde, die wie Werbetafeln ins Schaufenster gestellt sind und kann andererseits wie bei einer Luxuskarosse durch getönte Plexigläser schemenhaft die Ausstellung im Inneren erahnen.

Kerstin Brätsch, geboren 1979 in Hamburg, lebt und arbeitet in New York. 2010 waren ihre Arbeiten in einer Einzelausstellung im Parc Saint Léger (F) zu sehen, darüber hinaus war sie zur Gwangju Biennale (K) 2010 eingeladen. Zuletzt zeigte sie ihre Arbeiten auf dem Art Statement der Galerie Balice Hertling, Art Basel 2010, dem Projektraum Canal 179, NYC (2010) sowie bei Hermes und der Pfau, Stuttgart (2009). Erste internationale Aufmerksamkeit erregte Kerstin Brätsch mit ihrer Agentur DAS INSTITUT im Swiss Institute, New York (2009) und im Projektraum New Jerseyy, Basel (2010), der Beteiligung an den Gruppenausstellungen Younger than Jesus, New Museum, New York (2009), der Großausstellung Greater New York im PS1/ MOMA (2010), sowie in der Kunsthalle Zürich (2009). Im Sommer 2011 werden ihre Arbeiten auf der Venedig Biennale zu sehen sein. DAS INSTITUT gestaltet aktuell den Ringier- Jahresbericht. Im Sommer 2011 erscheint das erste Künstlerbuch von Kerstin Brätsch bei Christoph Keller Editions, gemeinschaftlich produziert vom Parc Saint Léger, Pougues-les Eaux, der Kunsthalle Zürich und dem Kölnischen Kunstverein.

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Kerstin Brätsch & DAS INSTITUT , („Nichts, Nichts!")