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Im Rahmen von Suzie Q Projects freuen sich Birgid Uccia und Bob van Orsouw, erstmals in der Schweiz im Rahmen einer Einzelausstellung das zeichnerische und installative Werk der in London lebenden und arbeitenden Künstlerin Kerstin Kartscher (*1966) vorstellen zu dürfen.

Im Zentrum der Präsentation steht die Installation „Die Sabinerin“ (2005), die aus einer Assemblage von verschiedenen Materialien (Sonnensegel, Pelz, Absperrelemente, Bettzeug etc.) besteht. Auf den ersten Blick denkt man an einen zeltartigen Unterschlupf. Bei näherem Hinsehen erweist sich dieser jedoch nicht als schützendes Refugium, da er nach allen Seiten zugänglich ist. Eher ist man versucht, an das Prekäre und Provisorische von Behausungen zu denken, wie sie Obdachlose bewohnen. Insofern wirkt die Installation ambivalent und fragil. Kartscher scheint vielmehr die Unmöglichkeit eines realen Zufluchtsortes zu evozieren und diesen in der Welt der Imagination und Fiktion zu verankern.

Wie sich in den Zeichnungen von Kartscher Heroinen tummeln, gemahnt auch der Titel der Installation „Die Sabinerin“ an ein in der Mythologie verankertes Heldinnentum (die von den Römern geraubten Sabinerinnen werfen sich mutig zwischen die kämpfenden Völker und stiften so Frieden). Direkt auf die Innenseite des Sonnensegels ist in Anlehnung an Joseph Losey’s Film „Eve“ (1962) eine Frauengestalt gemalt. Eve wird von Jeanne Moreau, einer der berühmten Leinwanddiven des 20. Jhd., verkörpert. Das Thema weiblicher Macht und Autonomie in Umkehrung patriarchaler Dominanz zieht sich als inhaltlicher Leitfaden auch durch die Zeichnungen.

Die Zeichnung stellt ein eigenständiges Medium für die Künstlerin dar, das weder als Skizze noch als Vorstudie fungiert. Ähnlich wie in den Installationen werden durch den Einsatz architektonischer Versatzstücke und verschiedener Wirklichkeitsfragmente parallele Bildwelten erzeugt. Tropische Vegetationen, phantastische Landschaften und traumähnliche Begebenheiten rufen Assoziationen an imaginäre Räume wach. In diesen scheinen Raum und Zeit auf einen unbekannten, privaten Kosmos hin entgrenzt, der den Betrachter in seinen rätselhaften Bann zieht. Die Zeichnungen werden von einem Duktus dominiert, der an die klare Linienführung japanischer Holzschnitte oder an Illustrationstechniken denken lässt. Im Katalogbeitrag von Jan Verwoert zu Kartschers Einzelausstellung in der Tate, St. Ives (2005/06) heisst es: „Each drawing is a theatre of the mind [...] to which one can retreat and be free to dwell on feelings and thoughts which the outside world leaves little room for“.

Birgid Uccia

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Kerstin Kartscher
remote bedroom
Kuratoren: Birgid Uccia/Bob van Orsouw