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Köken Erguns Erzählungen wandern. Aufgewachsen in der laizistischen Türkei in der Tradition Kemal Atatürks, markiert I, Soldier (2005) einen eng mit der eigenen Biografie verbundenen künstlerischen Ausgangspunkt. Die Zweikanalarbeit zeigt eine Szene von staatlich kontrollierten Zeremonien in der Türkei und kombiniert militärische Defilees mit der martialisch intonierten Ansprache eines Soldaten, in der er seine unbedingte Ergebenheit gegenüber seinem Land versichert. Für WEDDING (2006-2008) filmte Ergun mehrere Monate lang verschiedene türkische Hochzeiten im gleichnamigen Bezirk Berlins. Mit viel schmissiger Musik hinterlegt, zelebriert die Arbeit einerseits die überschäumende Freude der Hochzeitsgesellschaften, andererseits zeigt sie – insbesondere für Mitteleuropäer – bizarr anmutende Details; etwa wenn die eingegangenen Geldgeschenke derart akribisch ausgerufen und notiert werden, dass man sich in einer Bingohalle wähnt. Im Zentrum von Binibining Promised Land (2010) steht ein Videofilm über den Schönheitswettbewerb philippinischer Imigrantinnen in Tel Aviv; er wird als Teil einer raumgreifenden Installation gezeigt, die Titelblätter von diversen Zeitschriften der philippinischen Gemeinschaft sowie Interviews mit drei Hauptakteurinnen des Schönheitswettbewerbs beinhaltet. In Istanbul stiess Ergun auf die schiitische Minderheit der Caferi, die anlässlich des Tages der Aschura alljährlich ein aufwändiges Theaterstück inszenieren. Seine neueste Arbeit Ashura (2011) zeigt ein eher unbekanntes Gesicht dieses Rituals gemeinsamen Weinens, das an den Schmerz des von den ihnen verehrten und brutal ermordeten Hussein erinnert.

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Köken Ergun