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Nicht selten tauchte das Künstlerduo Andree Korpys und Markus Löffler (1963 und 1966 in Bremen geboren) in den letzten Jahren im Rahmen größerer Themenausstellungen auf, so u. a. bei »Art & Economy« (2002 in den Deichtorhallen Hamburg und im Kölner Museum Ludwig), bei »Das Gedächtnis der Kunst« (2000 in der Schirn Kunsthalle, Frankfurt a. M.) oder bei »German Open« (1999 im Kunstmuseum Wolfsburg). Nach eigenem Bekunden laufen sie dabei jedoch langsam Gefahr, lediglich im Rahmen der jeweiligen Ausstellungsthematik rezipiert zu werden ohne die vielfältigen Bezüge und formalen Entwicklungslinien in ihrem Werk entsprechend berücksichtigt zu wissen.

Anlässlich der Fertigstellung ihres arbeitsintensiven neuen Films »The Nuclear Football« (2004) über den 19-stündigen Berlin-Besuch von George W. Bush zeigt die Städtische Galerie Nordhorn zum ersten Mal einen größeren Überblick über die unterschiedlichen Projekte von Korpys/Löffler. In ihren Videofilmen, Fotografien, Zeichnungen und Installationen kombinieren sie dokumentarische und fiktive Elemente zu neuen Bildbezügen und Erzählungen, die die Realität nur um so schärfer in ihren ungelösten Widersprüchen hervortreten lassen.

Dabei vermeiden sie ungeachtet des durchaus politischen Gehalts ihrer künstlerischen Dokumentationen sehr bewusst eine moralische Wertung oder eine eindeutige Stellungnahme. Ihre Filme, Texte und Zeichnungen zielen vielmehr auf eine wesentlich komplexere Beobachtung psychologischer Strukturen und gesellschaftlicher Zusammenhänge. Dabei wählen sie bevorzugt einen künstlerischen Blickwinkel, der den Gegenstand der Betachtung nicht direkt fokussiert, sondern jeweils knapp vorbei auf die Geschehnisse am Rande gerichtet ist. Durch dieses bewusste und scharfgestellte Vorbeisehen tritt das eigentliche Thema ihres Interesses nur um so deutlicher in den Vordergrund der Wahrnehmung.

Und so ist auch der amerikanische Präsident in dem knapp 40-minütigen Videofilm »The Nuclear Football« nur sehr selten im Bild. Was Korpys/Löffler als Mitglieder des regulär akkreditierten Presseteams mit ihrer Kamera einfangen sind dagegen nahezu nie gesehene Bilder, die dennoch jedem Journalisten zugänglich wären, jedoch außerhalb des klassischen Tagesschau-Verwertungsrahmens liegen. In ihrem Film verfolgen sie vor allem die organisatorisch logistischen Ereignisse auf dem Flughafen Tegel und im Schloss Bellevue, die Proben, das Warten und die Vorbereitungen für die aufwändige Inszenierung eines Staatsempfangs. Titelgebender Hauptdarsteller ist ein kleiner schwarzer Koffer, der sich immerfort in unmittelbarer Nähe des Präsidenten befindet und dennoch für die meisten unsichtbar bleibt.

Mit der Nordhorner Ausstellung wird nun erstmalig die Möglichkeit geboten, eine größere Anzahl der Filmprojekte, der Zeichnungen, Skulpturen und Installationen von Korpys/Löffler ausgiebig und mit viel Hintergrundinformationen in Augenschein zu nehmen. Darüber hinaus stellen die beiden Künstler eigens für diese Zusammenstellung ein neues Filmprojekt über Nordhorn-Range vor, das erst wenige Tage vor der Eröffnung fertig gestellt wurde.

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Korpys / Löffler
Kurator: Roland Nachtigäller