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Im Rahmen der DC Open zeigt Sies + Höke die vierte Einzelausstellung des belgischen Künstlers Kris Martin (*1972).

Kris Martins Werk ist geprägt von der konzeptuellen Auseinandersetzung mit den Themen Zeit und Vergänglichkeit und der Reflektion eines möglichen Sinns oder der Sinnlosigkeit menschlicher Existenz. Mit einer besonderen Mischung aus Melancholie, Spielerei und Eleganz, die an die Arbeit von Künstlern wie James Lee Byars oder Félix González-Torres erinnert, erkundet er seine Themen mit ausgeprägtem Sinn für das Flüchtige und Fragile. Dabei greift er frei auf die Literatur-, Kultur- und Kunstgeschichte zurück. Als Ausgangspunkt für seine Installationen, Skulpturen, Fotografien und Arbeiten auf Papier dienen Martin regelmäßig Fundstücke aller Art: von der Porzellanscherbe zur Gotischen Kirchenfigur, vom Rentiergeweih bis hin zum Heißluftballon. Diese Objekte verändert er jeweils nur minimal; oft reicht eine einzige Manipulation oder das Weglassen einer wesentlichen Information bereits, um einen Gedanken zu transportieren und Fragen auf den Betrachter zurück zu werfen.

„Et in terra…“ (2011), die zentrale Arbeit der aktuellen Ausstellung, ist eine monumentale, leicht schräg gestellte Globus-Halterung aus Messing, komplett mit eingezeichneten Längengraden. Dort wo jedoch der Globus sitzen sollte, prangt eine gigantische Leerstelle.

Kris Martin: „Das ist die Leerstelle, die ich zeige. In diese Lücke kann man etwas Eigenes einfüllen. Tatsächlich ist das ein gutes Beispiel für meine Einstellung dem Publikum gegenüber. Was ich bereitstelle ist ein Rahmen. Ich kann keine Lösungen anbieten, aber ich riskiere es, die großen Fragen des Lebens anzureißen. Ich riskiere das, weil ich niemals die Richtung vorgebe, in die die Gedanken gehen sollen.“ (im Gespräch mit Karlijn De Jongh, 2008)

Der Titel der gut drei Meter hohen Skulptur ist ein Fragment aus der lateinischen Liturgie „…et in terra pax“ („…und Friede auf Erden“). Das fehlende „pax“ stellt neben dem fehlenden Globus eine zweite Leerstelle dar und ist vielleicht der Schlüssel zu dieser poetischen und subtil politischen Arbeit. Möglicherweise verweist der Künstler hier auf das, was der Betrachter intuitiv vor dem inneren Auge ergänzt: Länder und Kontinente auf dem fehlenden Globus, und damit Grenzen, Konflikte, unfreie Regionen. Oder er spielt mit unserer Sehnsucht nach der Ferne, lässt uns überlegen, warum wir hier sind und nicht dort. Wie so oft in Martins Werk kann die Arbeit als eine Metapher für den Sinn des Lebens gelesen werden, als Verweis auf das Verhältnis, in dem der Mensch zu seiner Welt steht.

Kris Martin wurde 1972 in Kortrijk, Belgien, geboren und lebt in Gent. Zu seinen Einzelausstellungen zählen Hammersby, Wattis Institute for Contemporary Arts, San Francisco (2011); T.Y.F.F.S.H., K20 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf (2010); Kris Martin, Aspen Art Museum, Aspen (2009); Museum Dhondt-Dhaenens, Deurle (2008); Eldorado. Kris Martin. Inter pares, Galleria d’Arte Moderna e Contemporanea GAMeC, Bergamo (2008); The exhibition formerly known as Passengers, Wattis Institute for Contemporary Arts, San Francisco (2008); Kris Martin, P.S.1 MoMA, Contemporary Art Center, New York (2007). Im Herbst 2011 wird Kris Martin an der 12. Istanbul Biennale teilnehmen. Für 2012 ist eine umfangreiche Folge von Einzelausstellungen geplant, die zunächst im Kunstmuseum Bonn, dann im Aargauer Kunsthaus und schließlich in der Kestnergesellschaft, Hannover zu sehen sein wird.

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Kris Martin