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Eröffnung: Sonntag, 17. Juli, 11 Uhr

Die Bilder haben eine leuchtende Farbigkeit, die an das Licht in den Schaufenstern und Monitoren dieser Welt erinnert. Frauen und Paare führen seltsame Rituale, tollkühne Verrenkungen oder obszöne Haltungen vor - oder die Mädchen präsentieren sich als „zirzensische Schlangenfrauen“. Diese erstarrten Aktionen finden in imaginären Gefilden statt. Die können sich mit abstrakten Zeichen, angedeutetem Mobiliar und Kunstzitaten anfüllen. Der Tiefenraum tendiert zum Flächenraum und dazwischen behaupten sich Figuren, die wiederum nichts anderes als anthropomorphe Dinge in einer rätselhaften Dingwelt sind.

Die Malerin sampelt Sichtbares aus der Kunst- und Realwelt. Sie übersetzt es in eine Post-Pop Art, deren Leichtigkeit verflogen ist und einer melancholischen Doppelbödigkeit Platz machte, die zwischen Absturz und Beharren schwankt. Diese Mehrdeutigkeit wird noch gesteigert, indem sich die Malerei als solche zu erkennen gibt. Insbesondere dort wo Formen nicht ausformuliert werden, verschiedene Stilzitate aneinander geraten oder sich klassische Motivgruppen andeuten, die in einer dekonstruktivistischen Parodie enden könnten. Diese wiederum verweigert sich als solche wahrgenommen zu werden, da die Ernsthaftigkeit des Vortrags alles in Malerei überführt.

Kristina Schuldts Bildwelt kann sowohl eine des überdrehten als auch des wohldosierten Kunstsamplings sein. Die Malerei des Quattrocento (Piero della Francesca) wird erinnert - Metaphysisches und Neusachliches geben sich mit der Pop Art ein Stelldichein. Abstraktes, Ornamentales und Surreales kommen hinzu. In einigen Bildern haben vielleicht die Gestalten von Fernando Botero und Hans Ticha vorbeigeschaut. Doch das sind nur Versuche der Beschreibung dieser Orte, wo die Körper denen von aufgeblasenen Sexpuppen und Skulpturen der Nachkriegsmoderne ähneln. Wo die Balance zwischen cleaner Oberfläche und dem Ereignis umschlägt und etwas Unvorhersehbares geschieht: die Frau stürzt vom Fahrrad, der Teppich wird nicht zu Ende gemalt, klassische Bildthemen gleiten in burschikose Morbidität ab und Farbschlieren konterkarieren die Präzision des Malprozesses. Alles strahlt eine diesseitige metaphysische Gelassenheit aus, gepaart mit einer leisen, dramatisch sich gebenden Melancholie des Erduldens und des offenen Endes.

Ihre Ausbildung erhielt die 1982 in Moskau Geborene und in Deutschland Aufgewachsene an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Nach dem Abschluss 2009 wurde sie von 2010 bis 2012 Meisterschülerin von Professor Neo Rauch.
Text/Kurator: Armin Hauer

Begleitend zur Ausstellung erscheint der Katalog Border im Lubok Verlag.