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Bereits 2005 hat annex14 den in Rotterdam lebenden belgischen Künstler Kristof Van Gestel (*1976) in der Gruppenausstellung „More things“ gezeigt. Die Einzelausstellung ermöglicht nun einen vertiefteren Einblick in die vielschichtige skulpturale Praxis des Künstlers.

Die Arbeiten von Kristof Van Gestel lassen sich am ehesten als breit angelegte Auseinandersetzung mit dem Thema Skulptur beschreiben. Damit zählt er zu einer Generation jüngerer Künstler, die sich erneut - mit einem an der Postmoderne geschulten Auge – mit den formalen und inhaltlichen Grundlagen der Skulptur der Moderne, der Minimal und Concept Art und ihren Konsequenzen auseinandersetzt. Kristof Van Gestel situiert sich mit seiner Position innerhalb einer nicht-figurativen Tradition, deren unterschiedliche historische Ausformulierungen zum Ausgangspunkt eigener ästhetischer Überlegungen werden. Dabei experimentiert er ebenso mit den klassischen Kategorien von Skulptur, mit Massstab, Masse, Volumen, Proportion und Oberfläche wie mit konstruktiven und seriellen Konzepten, mit Material und Farbe. Die Art und Weise wie der Künstler sich die historischen Positionen aneignet, wie er sie umformuliert und neu interpretiert wirkt äusserst spielerisch. Seine Skulpturen verweisen immer wieder assoziativ auf ihre Referenten, bleiben in ihrer spezifischen Präsenz aber gleichzeitig aktuell und eigenständig.

Kristof Van Gestels Skulpturen verhalten sich oft wie wendige Darstellerinnen in einem offenen Spielfeld. Hier wirkt die frühere Performancetätigkeit des Künstlers nach, wobei sich die damalige Frage nach den Beziehungen zwischen ihm und den Dingen, zwischen Subjekt und Objekt, nun auf die Beziehungen zwischen den Skulpturen verlagert hat. Daraus leiten sich sowohl die zweiteiligen Arbeiten und das Interesse, einzelne Skulpturen immer wieder neu zu kombinieren ab wie auch die Fotoarbeiten. Die dem Medium inhärente Möglichkeit, Momente fixieren zu können, nutzt der Künstler, um temporäre (Atelier-) Konstellationen festzuhalten. Auf andere Weise zeigt sich hier, dass Autonomie – einer der zentralen Aspekte der modernen Skulptur – nicht mehr als eine dem einzelnen Objekt innewohnende Eigenschaft verstanden wird, sondern als temporäre Setzung eines dynamisch-offenen Prozesses.

Kristof van Gestels Arbeiten lassen auf einen ebenso antihierarchischen wie paradoxen Umgang mit den unterschiedlichsten aber gleichzeitig verfügbaren Quellen schliessen. Die zu beobachtende Eigenheit, Formgruppen wie die der „Meteoriten“ oder der „Sandwichplatten“ zu bilden, zeigt wie der Künstler das Potenzial eines „Grundelementes“ in unterschiedlichen Grössen, Varianten und Konstellationen auslotet. Allerdings interpretiert er hier, anders als gewisse Minimal oder Concept Art Ansätze, den seriellen Charakter flexibel und lässt die Skulpturen ihr Potential gerade im Oszilieren zwischen autonomer und serieller Existenz entfalten. Ebenso folgt der Umgang mit konstruktiven Konzepten nur bedingt dem Dogma der Materialgerechtigkeit. Die verwendeten Werkstoffe, Teppiche, Steine, Beton, Sperrholz, Farbe, Klebebänder, Gips und Karton dienen, wie zum Beispiel bei den mit Teppich überzogenen “Steinen“ ebenso dazu, modernistische Positionen zu reflektieren und weiterzutreiben.

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Kristof van Gestel
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