press release only in german

“Thema von CAMPAIGN, Wahlkampf, ist nicht in erster Linie der amerikanische Wahlkampf 1972 um das Amt des Präsidenten, sondern das Medium Fernsehen in dieser politischen Auseinandersetzung.“ (KRIWET) Wie schon drei Jahre zuvor anlässlich der ersten bemannten Mondfahrt 1969 reiste KRIWET 1972 in die USA, um die massenmediale Inszenierung des Wahlkampfs zwischen McGovern und Nixon in Radio, Fernsehen und Zeitungen zu beobachten und das dabei gewonnene Material modellhaft zu einem Hörtext bzw. einer Text-Bild-Collage zu montieren.

KRIWETs Umgang mit akustischem und visuellem Material ist wegweisend. Während seine frühen Texte ab Ende der 1950er v. a. im Kontext der Konkreten Poesie zu verorten sind, die die visuelle und phonetische Dimension der Sprache als konkretes Material nutzte, erweiterte KRIWET sein Spektrum bald um Sprache und Bildzeichen, wie sie ihm in den Massenmedien ebenso wie in der Werbung begegneten. In seinen u. a. mit dem Westdeutschen Rundfunk produzierten „Hörtexten“ ab den 1960er Jahren – „Voice of America. Manifestation I“ (1970) z. B. oder „Ball“ (1974) – sampelte er Radiosprechtexte, Musikjingles und Sendegeräusche und organisierte das gefundene Material nach thematischen und formalen Gesichtspunkten – ein Verfahren, das er in seinen komplexen Bild-Ton-Collagen wie „Campaign“ (1972–73/2005) und „Apollovision“ (1969/2005) inhaltlich und ästhetisch erweiterte. Anliegen war es, die medialen Strukturen ebenso zum Thema zu machen wie den Seh- und Hörvorgang selbst.

KRIWETs Ausstellung in der European Kunsthalle / Ludlow 38 zeigt eine Auswahl seines medial breit gefächerten Werks, in dem Einflüsse u.a. der Neuen Musik, der Beat Generation und der Pop Art erkennbar sind. Einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden KRIWETs in den USA konzipierte Arbeiten, „Campaign Tableau“ (1972/2007), eine 21-teilige fotografische Arbeit, die bisher nur einmal öffentlich gezeigt wurde, ergänzt durch den Hörtext „Campaign“ (1973), sowie die Bild-Ton-Collage „Apollovision“, die in ihrer Untersuchung der Konstruktion des medialen Raums bis heute politische Aktualität entfalten. KRIWETs Verbindungen zur Pop Art werden v.a. in den „Text Signs“ (1968) erkennbar, farbig lackierten Textschildern aus geprägtem Leichtaluminium, die die Direktheit von Werbung aufzugreifen scheinen. Doch zielen die Textbänder der „Text Signs“ mit ihren vielfältigen Referenzen auf Politik, Sexualität, Geschichte etc. keineswegs auf einfache Verständlichkeit. Vielmehr unterbrechen sie den linearen Prozess des Lesens durch sich überlappende oder angeschnittene Buchstaben und eröffnen so ein Bedeutungsfeld, das nie nur in eine Richtung gedeutet werden kann. Eine Auswahl seiner Buch- und Schallplattenpublikationen gibt Einblick in KRIWETs publizistisches Werk.

KRIWET wurde 1942 in Düsseldorf geboren und lebt in Dresden. Einzelausstellungen u. a. bei BQ, Köln, 2008; 2004; Galerie Schoeller, Düsseldorf, 1977; Württembergischer Kunstverein, Stuttgart, 1975; Clemens-Sels-Museum, Neuss, 1973; Rotterdamse Kunststichting, Rotterdam, 1970; Kölnischer Kunstverein, Köln, 1969. KRIWETs Präsentation in der European Kunsthalle / Ludlow 38 / Goethe Institut ist seine erste Einzelausstellung in New York.

Kuratiert von Astrid Wege

Samstag, 16. 1. 2010, 13 Uhr, Kurzvortrag von Astrid Wege

Ludlow 38 wird unterstützt von MINI and Friends of Goethe European Kunsthalle wird unterstützt von der Stadt Köln Besonderen Dank an den Künstler und an BQ, Berlin

only in german

KRIWET
Ferdinand Kriwet
Kuratiert von Astrid Wege