press release only in german

Nach der Erstpräsentation im Drents-Museum in Assen (Niederlande) und den weiteren Stationen Maaseik (Museaktron), Hamburg (Helmsmusem), Odense (Bymuseet Møntergården) und Dresden (Landesmuseum für Vorgeschichte/Japanisches Palais) wird die von Vincent van Vilsteren, Drents-Museum, zusammengestellte Wanderausstellung zur Kulturgeschichte von Liebe, Lust und Leidenschaft als Sommerausstellung in Innsbruck im Tiroler Landesmuseum – im Ferdinandeum und im Museum im Zeughaus gezeigt.

Die Ausstellung „Kulturgeschichte der Sexualität – 100.000 Jahre Sex“ im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (Teil 1: Sexualität in der Vorgeschichte, in der römischen und griechischen Antike) und im Museum im Zeughaus (Teil 2: Sexualität im Mittelalter und in der Neuzeit) vermittelt ein ungewöhnliches und doch alltägliches Thema, das im Leben der Menschen stets aktuell war und ist. Sexualität dient seit jeher der Fortpflanzung, sie ist aber weitaus mehr – sie bedeutet auch Liebe, Erotik, Verführung und Lust. In den verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte führten die unterschiedlichen gesellschaftlichen Bedingungen zur differenzierten Auseinandersetzung mit der Sexualität: Ist für das antike Griechenland im familiären Bereich die Strenge, mit der die heranwachsenden Mädchen und Knaben beaufsichtigt wurden, charakteristisch und vermitteln Quellen, dass außereheliche Beziehungen drastisch geahndet wurden, scheinen für Athen hingegen Liebesszenen auf Vorrats- und Trinkgefäßen sowie in der Malerei tabulose Sexualität zu reflektieren. Diese Darstellungen galten zunächst als natürlich, in späterer Zeit waren sie durchaus verpönt.

Die Rezeption griechischer Vorstellungen von Erotik, Liebe und sexuellem Vergnügen in der römischen Kultur erfolgte allmählich mit der Expansion des Machtbereichs Roms im östlichen Mittelmeerraum, bildlich ist sie fassbar in der Malerei, auf Tongeschirr (Terra Sigillata) und Öllampen, in Bronzestatuetten sowie in Amuletten.

Mit der Christianisierung wandelten sich Moral- und Wertvorstellungen: Körperliche Zurückhaltung und Disziplinierung wurden gefordert. Nichts sollte vom Weg der Erlösung ablenken, die Lehren von der Erbsünde, von der Verwerflichkeit des Leibes und vom Wesen der Affekte als verführerische Triebe wurden ausschlaggebend für die Prägung der christlichen Lebenshaltung und der Sexualität, die nur in der Ehe stattfinden sollte.

Die Ausstellung macht deutlich, wie unterschiedlich der Mensch im Laufe der Geschichte mit seiner Sexualität und mit dem Thema ‚Sexualität, Liebe, Erotik’ umging: Von der natürlichen Arterhaltung über die Verehrung der weiblichen Fruchtbarkeit, von öffentlich vollzogenem, kultischem Beischlaf über die sexuelle Freizügigkeit der Griechen, von christlicher Reglementierung bis hin zu viktorianischer Prüderie. „100.000 Jahre Sex“ erweisen sich als ein Stück Kulturgeschichte mit oft überraschenden Wendungen.

Rund 250 originelle, bisweilen auch skurrile Fundstücke aus 60 Museen in neun Ländern (Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Irland, Niederlande, Österreich, Schweden, Slowakei) beleuchten unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten das Thema von der Altsteinzeit bis in die Neuzeit. Zu sehen sind steinzeitliche Venusstatuetten, eisenzeitliche Kultfiguren, griechische und römische Erotika, Votive und Amulette, die ältesten erhaltenen Kondome und Keuschheitsgürtel.

Ausstellungskatalog Der reich bebilderte Begleitband zur Wanderausstellung (Vincent van Vilsteren/Rainer-Maria Weiss (Hgg.), Waanders Uitgevers, Zwolle 2003/2004) vermittelt eine chronologisch angelegte Kulturgeschichte der menschlichen Sexualität, der Liebe und Erotik von der Steinzeit bis ins 19. Jahrhundert.

Pressetext

only in german

Kulturgeschichte der Sexualität – 100.000 Jahre Sex
Eine archäologische Ausstellung über Liebe, Fruchtbarkeit und Wollust