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Kuno Gonschior - Farben sehen
20. September bis 15. November 2020

Vom 20. September bis 15. November 2020 zeigt die Kunsthalle Recklinghausen eine retrospektiv angelegte, sechs Jahrzehnte seines Schaffens umfassende Ausstellung des Malers Kuno Gonschior (1935–2010), der zu den herausragenden Farbmalern in Deutschland nach 1945 zählt.

Gonschior studiert von 1957 bis 1961 an der Kunstakademie Düsseldorf bei K. O. Götz. 1977 ist er Teilnehmer der documenta 6 und lehrt zwischen 1982 und 2000 als Professor für freie Malerei an der Hochschule der Künste Berlin.

Mit Beginn der 1960er Jahre wendet sich Gonschior von der informellen, gestischen Position seines Lehrers Götz ab und beschäftigt sich fortan mit Wahrnehmungsphänomenen und der Frage, „wie sich Farben interaktiv zueinander auf einer Fläche verhalten“. Seine Bilder werden zu ausdrucksstarken Farbräumen.

Ab 1962 arbeitet Kuno Gonschior auch mit Leuchtfarben, deren Nachbilder das Auge bis an die Schmerzgrenze reizen, und die er später zu pastosen, „flirrenden“ Farbstrukturen kombiniert. Jetzt entstehen reliefhafte Oberflächen, die den Betrachter die Struktur und Konsistenz der Farbe optisch spüren lassen. "Farbe hat eine optische Wirkung, das ist Blau, Rot oder Grün, das kann ich ganz flächenhaft auftragen. Aber manchmal brauche ich dieses Haptische, dass die Farbe dreidimensionaler wird, dass sie dicker wird im Auftrag. Dann habe ich ganz stark dieses Gefühl, dass das auch eine Substanz ist, eine Masse. Dass es ein Körper ist, dass die Farbe einen Körper hat. Dann kommt noch dieses Hell-Dunkel- Wirkung hinzu, der Effekt von Licht und Schatten. Es ist nuancenreicher, wenn ich das dreidimensionaler mache," so Gonschior selbst.

Im Gegensatz zu Op-Art thematisiert er nicht das Sehen an sich, sondern beschäftigt sich vielmehr mit der Farbe und ihrer Verbindung und Abhängigkeit von den verwendeten Materialien. Gegenstand und Mittelpunkt seiner Bilder ist die Farbe als "Erscheinung" und als "Eindruck" und das Sehen als physikalischer Prozess. "Ich arbeite wie in einem Laboratorium," schreibt der Künstler, "experimentierend und kalkulierend in Serien, die sich nur durch geringe Nuancen voneinander unterscheiden. Dabei bilde ich Gruppen (...) - neue Konstellationen zugleich behutsam in diesen Prozess hineinhorchend. Meine gesamte bisherige Arbeit ist seriell bestimmt, eine Serie von solchen Serien."

Seit Mitte der 1970 dehnt Kuno Gonschior seine Malerei über das Tafelbild auf Wände und in den Raum aus und lässt farbige Phänomene in einem Zwischenbereich von Realraum und Illusionsraum entstehen. Seine Bilder werden im Laufe der Jahre immer großformatiger, und zunehmend wichtig wird auch die emotionale Seite der Werke, die nach eigener Aussage wie im Rausch entstehen. Insbesondere die Werke der letzten 15 Schaffensjahre sollen nicht mehr nur das Auge, sondern auch die Psyche des Betrachters erregen.

Die geplante Ausstellung in der Kunsthalle Recklinghausen, die erste seit mehr als zehn Jahren in einem Museum des Ruhrgebiets, will die Entwicklung des malerischen Werks von Kuno Gonschior erlebbar werden lassen: Ein "Fest" der Sinne und des Sehens, um mit ausgesuchten Werken aus öffentlichen und privaten Sammlungen die Wirkungsmacht der Farbe vor Augen stellen.

Die Ausstellung wird gefördert durch die Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West.