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Kunst im Raum

In dem auffällig lang gestreckten, das Wohnquartier der »Nordheide« in München prägenden Gebäudekomplex haben 545 Studierende ihre Wohnungen bezogen. Er wird ihr intimer und kommunikativer Lebensraum für die Zeit des Studiums in München sein.

Architekten müssen über das rein Planerische hinaus versuchen, die oft widersprüchlichen Ziele: Funktionalität, Gestaltungsqualität im Detail, Ästhetik des Ganzen – und dies mit sehr knappem Budget – miteinander zu vereinbaren. Bereits im Wettbewerb wurde deutlich, dass es bogevischs buero gelungen ist, diese magische Quadratur zu lösen.

Darüber hinaus war dem Studentenwerk München die Komponente »Kunst« bei der Realisierung der Wohnhäuser für Studierende ein wesentliches Anliegen. Allzu oft sind Kultur und Kunst die ersten Opfer knapper Finanzressourcen, dabei stellen sie – für mich zumindest – einen unverzichtbaren Bestandteil der Lebensqualität dar.

Weil das auch die Architekten so gewichtet haben, konnten wir bereits in einer sehr frühen Planungsphase, zwei Jahre vor Fertigstellung des Gebäudes im Frühjahr 2005, die Künstler (Thomas Bechinger, Lucia Dellefant, Gerald Domenig und Christian Hanussek) einbeziehen. Dabei war es mein Anliegen, die künstlerische Gestaltung möglichst in den unmittelbaren, alltäglichen Lebensbereich der Bewohner zu integrieren und nicht »Kunst am Bau« im Nachhinein dem Objekt zu applizieren.

In lebendigem, gelegentlich durchaus kritisch-kontroversem Dialog wurden die Kommunikationsknotenpunkte der Wohnhallen als »Kunstorte« definiert. Diese Hallen mit ihren Laubengängen dienen den alltäglichen Wegen zu den Wohnungen und den gemeinsamen Küchen, die olfaktorische Melange der Kochaktivitäten schwebt in der Halle, man trifft sich hier, redet miteinander – auch über die Stockwerke hinweg. Demnach dringt die Kunst in diesen Hallen sehr weit in den Lebensraum der Bewohner ein.

Und dann ist da noch die Dominanz der Architektur mit ihrer Stringenz und starken Farb- und Lichtgestaltung. Keine einfache Aufgabe für die Künstler. Aber: Kunst ist freier als Architektur. Sie hat weder funktionalen Vorgaben zu folgen, noch soll sie zur Dekoration der Architektur werden. Genauso wenig unterliegt sie – glücklicherweise – einem plebiszitären Votum. Kunst muss nicht gefallen, aber sie sollte Offenheit und Toleranz des Betrachters erwarten können, selbst wenn sie als Provokation empfunden wird.

Den künstlerischen Gestaltern der Hallen ist es sehr gut gelungen, auf die Architektur zu reagieren, ohne sich ihr unterzuordnen, gleichzeitig die besondere Nutzung dieser Häuser spürbar zu machen und den Hallen signifikante Identifikationsmerkmale zu verleihen. Die Architektur in ihrer Qualität hat in der künstlerischen Gestaltung der Hallen adäquate Entsprechung gefunden. Dieter Maßberg, Studentenwerk München

Pressetext

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Kunst am Felsennelkenanger / Eröffnung
Kunst für die Studentenwohnanlage "Am Felsennelkenanger"
Halle Nord, Felsennelkenanger 19-21, 80937 München
02.05.05, 18.00 Uhr

Arbeiten von Thomas Bechinger, Lucia Dellefant, Gerald Domenig, Christan Hanussek

Architekten: Bogevischs Buero Hofmann Ritzer Architekten