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Züli Aladag, Filmemacher und Künstler mit türkischen und kurdischen Wurzeln, wechselt für seine neueste Arbeit „Die Anderen“ Positionen, begibt sich auf die Suche nach den Einen, die die Anderen ausmachen. Er nimmt unterschiedliche Identitäten auf und vertritt im Diskurs ständig divergierende Standpunkte.

In Berlin fand und interviewte Züli Aladag „Die Anderen“: Berliner, mit meist muslimischen Wurzeln; und er sprach mit den Einen, den, wie Aladag meint „ethnisch/biologischen Deutschen“. Die mit einfachen dokumentarischen Mitteln gedrehten, aber sorgfältig geschnittenen Interviews ergeben das Sittenbild einer Stadt und ihrer Gesellschaft zwischen Verstehen und Nichtverstehen. Als erstes aber betritt der Besucher die Ausstellung durch die „Garderobe“, den Vorraum der Ausstellung. An Haken hängen griffbereit alle Accessoires, die man braucht, um „zum Anderen“ zu werden: Kopftuch, Tschador oder Gebetskappe. Auf dem auf der gegenüberliegenden Wand angebrachten Spiegel kann der richtige „Sitz“ des Accessoires überprüft werden, bevor man den zweiten Raum betritt. Jeder „Andere“ wird am Vernissagetag zwei Mal mit einer Polaroidkamera fotografiert. Eine der beiden Aufnahmen wird, signiert und nummeriert, zur Künstleredition dieser Ausgabe von Labor Berlin.

Züli Aladag wurde 1968 in Van (Türkei) geboren und ist in Stuttgart aufgewachsen. Der Filmemacher sagt von sich: „Ich bin Deutscher, Europäer, Türke und Kurde. Ich bin trans-national, bezeichne und fühle mich aber als Deutscher, denn hier bin ich sozialisiert, das ist die Gesellschaft, in der ich lebe. Ich teile ihre demokratischen Werte und habe immer versucht, meinen Beitrag dazu zu leisten und ein Teil von ihr zu sein. Ich war und bin immer noch der Meinung, dass fremde Wurzeln die Kultur der heimischen Gesellschaft bereichern und nicht das Gegenteil ausmachen.“ Für sein Kinodebüt „Elefantenherz“ erhielt er den Bayerischen Filmpreis, sein Hauptdarsteller Daniel Brühl wurde 2003 mit dem Deutschen Filmpreis in Gold ausgezeichnet. Aladag führte wiederholt Regie beim WDR „Tatort“ und weiteren TV-Produktionen. Mehrfach preisgekrönt wurde er für den kontroversen Film „Wut“, einem Fernsehspiel über die Eskalation eines Konflikts zwischen einer Familie aus dem Bildungsbürgertum und einem jungen Einwanderer. Neben dem Golden Gate Award und der Goldenen Kamera wurde er für das Drama mit dem Grimme-Preis geehrt.

2002 erhielt er ein Stipendium der Villa Aurora Foundation in Los Angeles. 2009 und 2010 drehte er jeweils zwei Folgen der ZDF-Reihe „Der Kriminalist" mit Christian Berkel und dem vor einigen Monaten verstorbenen Frank Giering. Zur Zeit stellt er eine Langzeitdokumentation zum Thema des „Anderssein" zusammen, das Ergebnis ist offen. Darüber hinaus entwickelt er zwei Kinostoffe, die in den kommenden zwei Jahren realisiert werden sollen.

Die Ausstellungsreihe Labor Berlin ist der Kreativität und dem Potenzial der internationalen Künstler gewidmet, die Berlin als neue Heimat gewählt haben. Zu Labor Berlin erscheint eine Publikation und eine Künstleredition. Labor Berlin wird ermöglicht durch Bayer Kultur. Die Ausstellungen von Labor Berlin 1 (Dan Mihaltianu) & 2 (Erick Meyenberg) werden vom 5.12.2010 – 6.2.2011 im Bayer Kulturhaus in Leverkusen zu sehen sein.

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Labor Berlin 3
Züli Aladag: „Die Anderen“
Kurator: Valerie Smith