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Eröffnung: Samstag, 5. April 2008, ab 18 Uhr

Seit jeher hat der Mensch versucht, Macht über die Natur zu erlangen. Was einst purer Existenzkampf war, lebt heute noch als „stilvolle Tradition“ in der Jagd weiter. Und es sind die Trophäen an der Wand im Eigenheim, die ihm als schmückende Insignien zur Bestätigung seiner scheinbaren Vorherrschaft dienen.

Doch ist die Natur wirklich besiegbar? Diese Frage stellt sich Laura Bruce in ihrer Arbeit. In den Werken reflektiert sie das ambivalente Verhältnis von Mensch und Natur. Durch Hegen und Pflegen, durch Beschneiden und Ausmerzen, wird die Natur vom Menschen in eine dekorative Form gebracht – domestiziert, kultiviert.

Doch immer ist auch der Ausbruch der Natur in Laura Bruce Werken sichtbar. Gewaltige Bäume ragen hinter dem Gartenparadies hervor, schlingen sich mit ihren imposanten Schatten um das vom Menschen okkupierte Gebiet. Hunde streifen wie Wölfe durch die Landschaft, während ein Mensch in völliger Seelenruhe und Sicherheit über die Herrschaft dieses Wesens in einem See schwimmt. Der Betrachter beginnt zu zweifeln: zeigen diese Szenen harmonische Symbiosen oder Machtkämpfe? Auch in Laura Bruce Zeichentechnik lässt sich dieses konträre Verhältnis wiederfinden. Geschickt spielt sie mit Kontrasten, mit Licht und Schattenpartien, deren Objekte nur schwer auszumachen sind. So bewirkt sie ein Umkippen der Wahrnehmungserwartung des Betrachters. Die Szene wirkt harmonisch, alltäglich, vertraut; nur eine genauere Reflektion eröffnet den Blick auf komplexere Ebenen. Doch die Darstellung scheint unterschwellige Botschaften zu erhalten. Wie bei einem Vexierbild wandelt sich die verlassene Landschaft in ein lebendiges Schauspiel. Ein Baum wird zu einem lodernden Feuer, ein Mensch erscheint im Gebüsch. Die Natur offenbart ihre majestätisch-erhabenen, energischen aber auch bedrohlichen Züge und lässt den Menschen in den Hintergrund treten.

Die Betrachterlenkung gelingt der Künstlerin durch die Gegensätze von kraftvollen, unruhigen Bleistiftpartien und subtilen fast verschwindenden Linien. Somit leitet sie den Rezipienten zu einer intensiven Analyse zwischen dem Physischem und Metaphysischem und bringt die Natur auf die Ebene des menschlichen Kosmos. Sie eröffnet einen neuen Bewusstseinshorizont für eine vielseitig interpretierbare Realität, in der die Grenze zwischen Gut und Böse verschwimmt. Schönheit und Schrecken oszillieren. Diese Jagd endet somit erfolgreich.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.