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Eröffnung Freitag, 25. Januar 2008, um 19:00 h

Obwohl er in seinem Heimatland schon als einer der spannendsten jungen Künstler bekannt ist, wird diese Präsentation die erste Einzelausstellung des Franzosen Laurent Montaron (*1972) in Deutschland sein. Er konzipiert einen neuen Film für die Halle des Kunstverein Freiburg und zeigt in der oberen Etage großformatige fotografische Arbeiten. Seine Werke handeln von verschiedenen Formen der Erzählung, der Grenze zwischen Realität und ihrer Darstellung und von den Möglichkeiten, uns Erfahrung von Zeit zu vermitteln. Weit entfernt vom Dokumentarischen als auch vom Fiktiven verwendet Laurent Montaron die Strategien des Isolierens, Andeutens und Verbergens, um die versteckten Kräfte bei der Entstehung von Bedeutung, den Zauber der Bilder und der Töne freizulegen.

Laurent Montaron konstruiert seine Fotografien minutiös. Die Situationen werden bis ins kleinste Detail geplant und ohne jegliche Spontaneität aufgenommen. Das Geschehen der Bilder basiert häufig auf der persönlichen Erfahrung des Künstlers von Träumen und Déjà-vu-Erlebnissen. Zuerst entsteht eine Vision, noch bevor der passende Ort oder richtige Darsteller gefunden sind. Bei der Umsetzung ist es schließlich eine Interaktion zwischen der Imagination und dem Machbaren, aus der die Bilder entstehen. Es sind Szenen ohne Anfang und Ende, wie das Standbild eines Filmes bei dem der Zusammenhang fehlt. Als Szenario dokumentieren sie einen kurzen Augenblick.

Montarons Werke zweifeln eine einzig gültige Interpretation an; die Ambivalenz der Themen eröffnet eine Vielzahl an Deutungsmöglichkeiten. Der Betrachter ist mit einem Mikrokosmos konfrontiert, der anstatt eine Realität zu beschreiben, symbolische oder allegorische Bedeutungen vorsieht. Unter diesem Aspekt mag Reading, 2005 verstanden werden, dessen Darstellung an Ray Bradburys Erzählung Fahrenheit 451 erinnert, in dem Bücher als Quelle der Menschlichkeit verboten und verbrannt werden. Das Buch versinnbildlicht den Aufschrieb von Sprache, von Geschichte, von der Welt. Aus der Faszination des Künstlers für die romantische Umgebung Heideggers Hütte im Schwarzwald entstand die Panoramaansicht von Todtnauberg, 2006. Die Arbeit Somniloquie, 2002 dringt in die Intimität des Menschen ein: durch einen Plattenspieler wird das im Schlaf Gesprochene akustisch wiedergegeben, gleichzeitig ist die Szene der Aufzeichnung auf dem Foto abgebildet. Während dem Abspielen der Geräusche wird die Tonspur der Schallplatte gelöscht. Das Motiv des Aufnehmens ist ein wiederkehrendes Merkmal Montarons Arbeit, auch zu sehen in Stream, 2007 oder Candy says I’d like to know completely what others so discreetly talk about, 2004. Beim Verwenden von mechanischen Aufnahmegeräten sinnt der Künstler über die Absichten hinter der Repräsentation nach. Bei der Aufnahme formt sich Sprache im Gesprochenen, ohne dass die körperliche Präsenz des Redners anwesend ist.

Die Erwartung mit der Montaron den Betrachter einbezieht ist nie geradlinig sondern voller Kurven und Wendungen, wie das Knäuel an Videobändern abgebildet auf der Fotografie Gordischer Knoten, 2005. In der griechischen Mythologie ist die Struktur des Gordischen Knoten so komplex, dass weder Verstand noch Intuition sie verstehen oder lösen kann. Es ist ein Konstrukt der Scheinwelt, ohne Bestand in der Wirklichkeit, in der Phantasie geknotet.

Laurent Montarons neuer Film handelt von der Idee der Vorahnung als ein direktes Wissen oder eine Erkenntnis der Zukunft und thematisiert Zeit und Zufall. Es ist die Wiederherstellung eines Geräts, das mit der Wahrnehmung experimentiert.

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Laurent Montaron