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Verlängert bis 14. März 2021

Lawrence Abu Hamdan
(21. November 2020 – 7. Februar 2021)
Galerie

Ausgangspunkt von Lawrence Abu Hamdans künstlerisch-akustischen Recherchen sind die politischen Dimensionen von Sprache und Klang und die Verletzlichkeit der menschlichen Stimme. In denvergangenen zehn Jahren hat der Künstler mit dem Aural Contract Audio Archive ein umfangreichesArchiv von Geräuschen und Gegenständen zusammengetragen, mit verschiedenen Menschenrechts-organisationen zusammengearbeitet, an klassischen Ausstellungsformaten mitgewirkt und sich in performativen Vorträgen geäußert.

In Anlehnung an die umgangssprachliche Bezeichnung von Privatdetektiven als „private eye“ ließe sichAbu Hamdan als „private ear“ – als Klangdetektiv – oder „forensischer Zuhörer“ beschreiben; letzteres verweist zudem auf seine Zusammenarbeit mit dem Institut Forensic Architecture, das seit 2010 amGoldsmiths College der University of London angesiedelt ist. Die Künstlerinnen, Architektinnen undWissenschaftler*innen dieser Gruppe haben bereits eine Reihe von Untersuchungen zu Gewalttaten,Menschenrechtsverletzungen und den vielfältigen Folgen systemischer Ungerechtigkeit durchgeführt.Abu Hamdans Klang- und Videoinstallationen hüllen seine Auseinandersetzung mit Militärschlägen,Grenzen und Gefängnissen im Nahen Osten in eine konzeptuelle, technisch motivierte Ästhetik. Einigeseiner Arbeiten entlarven die fehlerhafte linguistische Forensik, mit der in Europa die Ursprungsländervon Asylsuchenden bestimmt werden sollen. Sein Werk drängt auf eine institutionalisierte Menschen-rechtspolitik, die bislang zum Schweigen verdammten Stimmen politisch und ästhetisch Gehörverschafft. Indem er sicht- und hörbar macht, was marginalisiert und zum Verstummen gebracht wurde,trägt er zu einer gegen die vorherrschenden Diskurse gerichteten Wissensproduktion bei, die diemateriellen und politischen Aspekte von Sprache in den Blick nimmt. Auf diese Weise kommen dieBetroffenen selbst zu Wort, wo sonst für sie gesprochen wird.

Lawrence Abu Hamdan wurde 2019 zusammen mit den drei anderen Nominierten mit dem Turner-Preisausgezeichnet.
(Christoph Chwatal)

Lawrence Abu Hamdan, geboren 1985 in Amman, Jordanien, lebt in Beirut, Libanon.