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Lee Friedlander (geb. 1934 in Aberdeen, Washington) ist bekannt für die enorme Bandbreite seines Schaffens. Seine Fotografien reichen von Landschaftsaufnahmen, über street photography bis hin zu Aktportraits und Bildern von Blumenstielen. In diesem Jahr erhielt Friedlander den renommierten Hasselblad Award, und das New Yorker Museum of Modern Art widmet seinem Werk eine Retrospektive.

Die Jazz People repräsentieren ein weiteres leidenschaftliches Interesse Lee Friedlanders: die Musik – besonders die der Musiker aus New Orleans, die er seit 1957 fotografiert. In New Orleans, der Geburtstätte des Jazz, lichtete er Legenden wie Louis Armstrong und King Joe Oliver ab, bevor diese ihrer Karriere in den Norden der USA folgten. Neben diesen Portraits aber, machte Friedlander auch Aufnahmen von brass bands wie Young Tuxedo oder Eureka, die durch die Arbeiterviertel der Stadt zogen oder einen Trauerzug begleiteten. Bewusst suchte Friedlander nicht das touristische französische Viertel von New Orleans auf, sondern spürte der ursprünglichen musikalischen Tradition nach, die im Herzen der US-amerikanischen Kultur liegt. Die Ausstellung zeigt Lee Friedlanders Abzüge aus den 80er Jahren, die als Vorlage für die Publikation The Jazz People of New Orleans gedient haben.

Während einer seiner Reisen nach New Orleans, stie_ Lee Friedlander zum ersten Mal auf die Plattennegative von E.J. Bellocq aus dem Jahr 1912. Begeistert von den Bildern, begann er mit einer Technik, die der Entstehungszeit der Negative entsprach, Abzüge von den Glasplatten herzustellen. Die Arbeiten des bis dato unbekannten Fotografen E.J. Bellocq aus New Orleans wurden so zu einer der spektakulärsten Wiederentdeckungen der Fotografiegeschichte, die 1970 durch eine Ausstellung und Publikation des MoMA in New York gewürdigt wurde.

Es ist wenig bekannt über Bellocqs Leben und noch weniger über das seiner Modelle. Sie waren Prostituierte aus Storyville, dem Rotlichtviertel von New Orleans. Offenbar haben sie bereitwillig an den Inszenierungen der Bilder teilgenommen, deren Schönheit und Rätselhaftigkeit durch den teils beschädigten Zustand der gealterten Glasnegative noch verstärkt wird. Die Spuren der Zeit machen sie zu enigmatischen, gefallenen Frauengestalten. In einigen Portaits sind die Frauen bekleidet, in einigen nackt, sie tragen Masken und in manchen Fotografien sind die Gesichter aus dem Negativ ausgekratzt. Sie posieren stehend oder liegend vor einem mit wenigen Requisiten ausgestattetem Hintergrund oder auf einer Couch in den Hinterzimmern von New Orleans.

Pressetext

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Lee Friedlander: Jazz People
E.J. Bellocq: The Red-Light District of New Orleans