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Der 150. Geburtstag des ›Alleskünstlers‹ Henry van de Velde bildet für die Klassik Stiftung Weimar den Anlass, die bahnbrechenden Leistungen des Belgiers in einer umfassenden Übersichtsausstellung zu würdigen. Zwanzig Jahre nach der letzten größeren Wanderausstellung soll erneut auf die europaweit wirksame Kunst van de Veldes aufmerksam gemacht werden. Die Ausstellung wird ein weit gespanntes Panorama der herausragenden Leistungen van de Veldes vorstellen, darunter insbesondere sein umfangreiches Schaffen im Bereich des Kunstgewerbes, der Möbelentwicklung sowie der typografischen und architektonischen Gestaltung. Darüber hinaus werden van de Veldes Verdienste um ein für die damalige Zeit innovatives Ausbildungsmodell an der von ihm begründeten Kunstgewerbeschulen 1902 in Weimar und 1926/27 in La Cambre gewürdigt. Zum ersten Mal werden in dieser Ausstellung auch parallele Formen des europäischen Jugendstil mit van de Veldes Reformbestrebungen verglichen. Es wird thematisiert, inwieweit seine Vorstellungen von einem ›Gesamtkunstwerk‹ bzw. Raumkunstwerk die nachfolgenden ästhetisch-programmatischen Ideen des Bauhauses und anderer Schulen beeinflusst hat.

Die kostbaren van de Velde-Bestände der Klassik Stiftung Weimar werden für diese Ausstellung durch zahlreiche Leihgaben aus vielen europäischen Sammlungen ergänzt. Die Klassik Stiftung Weimar ist ferner im Gespräch mit international renommierten Museen in den Niederlanden und Belgien, die die Weimarer Ausstellung als Gemeinschaftsprojekt mit vorbereiten und nach ihrer Station in Weimar übernehmen werden.

In einem steten Kampf gegen die Hässlichkeit seiner Epoche und den als erdrückend empfundenen Verfall der Künste im Zeitalter des Historismus hat Henry van de Velde am Ende des 19. Jahrhunderts als tatkräftiger Prophet einer fortschrittlichen, in seinen Augen ›vernunftgemäßen‹ Formgebung, und als einer der überragenden Väter der Moderne ein neues Tor künstlerischer Freiheiten aufgestoßen. Die Ausstellung hat es sich dementsprechend zur Aufgabe gemacht, dieser Ausnahmebegabung als einem der letzten großen Universalkünstler im 20. Jahrhundert nachzugehen. Henry van de Velde hat es wie kaum ein anderer verstanden, seinen Schöpfungen jenen unverwechselbaren Ausdruck zu verleihen, der ihm bis heute einen wichtigen Rang in der Design- und Kunstgeschichte sichert.

Nach dem spektakulären Beginn seiner Laufbahn ab 1894 stellen die Weimarer Jahre von 1902 bis 1917 im Leben des Belgiers die wirkungsmächtigste Epoche seiner langen Karriere dar. Mit seinem Kunstgewerblichen Seminar gelang es ihm 1902 erstmals in der Designgeschichte, Kunst, Industrie und Handwerk in Praxis und Theorie zu vereinen. Zudem hat er damit die geistigen und praxisorientierten Grundlagen für die Gründung des Bauhauses geschaffen. Es ist seinem sensorischen Gespür für Neues zu danken, dass gerade Walter Gropius als sein Nachfolger im Amt 1919 nach Weimar berufen werden konnte.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, gefördert von der Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft, der Wallonie und der Föderation Wallonie-Brüssel in Berlin (Belgische Botschaft). ISBN: 978-3-1830-35-6

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Leidenschaft, Funktion und Schönheit
Henry van de Velde und sein Beitrag zur europäischen Moderne
Kurator: Thomas Föhl