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In sich versunkene anonyme Figuren, schemenhafte weibliche Wesen und kosmische Landschaften, die in einen unendlichen Raum führen – seit Mitte der 1990er Jahre hat sich das Werk Leiko Ikemuras zu einem unverwechselbaren und homogenen Oeuvre verdichtet. Die Galerie Karsten Greve widmet ihr im Rahmen der DC Open eine umfassende Einzelausstellung und zeigt aktuelle Arbeiten der Künstlerin.

In Japan geboren und aufgewachsen, entschloss sich Leiko Ikemura als junge Studentin, in Europa zu leben, zunächst in Spanien, dann in der Schweiz, schließlich in Deutschland. Oft wird in ihrer Kunst als bestimmendes Moment die Begegnung zweier Kulturen charakterisiert: sie verarbeitet die westliche Kunstgeschichte, die Themen und Formensprache aber lassen den Betrachter ebenso in die japanische Tradition eintauchen, in der die Asymmetrie, das Unvollständige und das Uneindeutige verehrt werden. „Die Imagination ist die stärkste Kraft in meiner Kunst“, so die Künstlerin, und es ist eben dieses Spiel, mit der Phantasie etwas zu vollenden und so in einen Dialog zu treten mit der an Grenzen, Eindeutigkeiten und an Symmetrie orientierten westlichen Tradition. Ikemuras Kunst ist der Versuch, sich der rationalen Kontrolle zu entziehen und in die Unmittelbarkeit eines sinnlich-emotionalen Erlebens einzutauchen. Der Betrachter scheint sich in einer Art Zwischenwelt wieder zu finden, in Horizontlandschaften mit optisch entgrenzten Bildräumen oder in kosmischen Landschaften, deren Formen anthropomorph interpretiert werden - menschliche Wesen, die sich zu Tieren ausformen oder Bäume und Felsen, die sich zu menschlichen Gesichtern wandeln. Die Übergänge sind stets fließend - in Malerei oder Skulptur, in Landschaft oder Menschenbild. Leiko Ikemura verzichtet konstant auf die Individualisierung des Dargestellten und bildet ihre Figurationen aus intuitiver Körperlichkeit. Während sich die Landschaftsbilder auf diese Weise als Raum voller Möglichkeiten offenbaren, scheint es umso widersprüchlicher, dass die Künstlerin ein besonderes Interesse an der Darstellung des unmittelbaren Gesichts entwickelt hat. Doch auch ihre Aquarellporträts reihen sich in jene genuine Unkörperlichkeit und zeigen genauso viel, wie sie verbergen. In unkontrolliert verlaufenden Malschichten verselbstständigt sich das Porträt und verweigert sich der getreuen Abbildfunktion hin zu „Gesichtslandschaften“, die sich ebenso der Thematik ihrer Kunst verschreiben: die Überwindung des Subjekt-Objekt-Dualismus.

Leiko Ikemura wurde in Tsu/Japan geboren. Sie absolvierte ein Studium der Bildhauerei in Osaka, Sevilla und Granada. Von 1979 bis 1983 lebte sie in der Schweiz, ab 1985 in Köln. 1983 trat Ikemura erstmals mit einer Einzelausstellung im Bonner Kunstverein in die Öffentlichkeit, der zahlreiche Ausstellungen in international renommierten Häusern folgen sollten: „Beyond the horizon“ im Toyota Municipal Museum of Art / Toyota (2000), „Sculpture Painting Drawing“ in der Kunsthalle Recklinghausen (2004-2005), „Zwischenräume: Leiko Ikemura und Günther Förg“ in der Langen Foundation / Neuss (2007), „Leiko Ikemura. Transfiguration“ im National Museum of Modern Art, Tokyo (2011), „Leiko Ikemura: Mare e Monti“ im Kolumba Museum Köln (2012), „Leiko Ikemura: Korekara oder die Heiterkeit des fragilen Seins“ im Museum für Asiatische Kunst, Berlin (2012) sowie „Leiko Ikemura: i-migration“ in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe (2013). Leiko Ikemura lebt und arbeitet in Köln und Berlin, wo man sie 1991 als Professorin für Malerei an die Hochschule der Künste (heute Universität der Künste) berief. 2009 wurde ihr Werk mit dem August Macke Preis ausgezeichnet.

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