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Zwischen dem 24. Mai und dem 30. Juli zeigt die Springer & Winckler Galerie Arbeiten des polnischen Malers Leon Tarasewicz, dessen Werk spätestens seit seiner Gestaltung des polnischen Pavillons auf der Biennale 2001 in Venedig auf breites öffentliches Interesse stieß. Geboren wurde der Künstler 1957 in Stacja Walily in der Region Bialystok nahe der Weißrussischen Grenze. Von 1979 bis 1984 studierte er an der Akademie der Schönen Künste in Warschau. Nach seinem Examen kehrte er in seine Heimatregion zurück, wo er bis heute lebt und arbeitet.

Wir würden uns freuen, Sie bei einem Besuch unserer Ausstellung begrüßen zu können, und stehen Ihnen für weiterführende Informationen zu Ausstellungen, Bibliographie und Vita des Künstlers gerne zur Verfügung.

Nach der kargen Strenge der fast gänzlich in Schwarz und Weiß gehaltenen „Winterbilder“ von Leon Tarasewicz, die von Februar bis April in der Springer & Winckler Galerie zu sehen waren, erobern nun mit seinen „Sommerbildern“ Farbe und Licht die Ausstellungsräume der Galerie.

Leon Tarasewicz’s Malerei ist aus der Beobachtung, dem tiefen Erleben und meditativen Verinnerlichen von Natur und Landschaft geboren. Jedes seiner Bilder scheint einer konkreten, prägenden Naturerfahrung entsprungen: Die leuchtende Silhouette der Alpen erstrahlt vor Sonnenuntergang ein letztes Mal wie ein glühender Goldschweif vor tiefblauem Himmel; das Aufeinandertreffen zweier Farbflächen, intensives Rot und sattes Grün, evoziert ein fernes, leuchtendes Mohnfeld auf üppig grüner Wiese; ein glatter Stein absorbiert die letzten Strahlen der schon tief über dem Horizont stehenden, untergehenden Sonne und scheint zu glühen, während seine Umgebung bereits von den Schatten der Nacht vereinnahmt wurde und in Farblosigkeit versunken ist. In seinen jüngsten Bildern scheint schließlich der jährliche Prozess der Wiedergeburt von Natur in seinem Wesen erfasst: vom ersten zarten Sprießen bis hin zur Explosion vegetativer Fruchtbarkeit. Die Verteilung der Farben und ihr pastoser Auftrag lassen die Leinwand pulsieren, hintere Farbschichten scheinen plötzlich hervorzutreten. Es kommt zu Flimmereffekten, die an ein zartes Zittern von Grashalmen und Blüten im Wind denken lassen.

Oft ist der Künstler – etwas romantisierend – als Landschaftsmaler nur unvollkommen beschrieben worden. Er selbst will seine Arbeit in ihrer abstrakten Qualität verstanden wissen. Der bloße Versuch einer Entzifferung von Wirklichkeit durch den Betrachter wäre ihm unzureichend. Seine Werke lässt er daher bewusst ohne Titel. Und tatsächlich ist es weniger das Motiv seiner Bilder, welches eine Assoziation zur Natur hervorruft, als vielmehr eine vergleichbare Ausdruckskraft jenseits aller Abbildlichkeit. Inspiriert von natürlichen Phänomenen schafft er eine malerische Wirklichkeit, die auf das Wesen von Naturerfahrung abzielt. Das individuelle Erleben scheint dabei mit einer Art archetypischem, symbolhaftem, in seiner Quintessenz erfasstem „Bild“ von Natur zu verschmelzen.

Kennzeichnend für die Arbeit des Künstlers ist eine raumgreifende, die Bildgrenze sprengende, dynamisch-impulsive Gestik, welche sich in die Sphäre des Betrachters auszudehnen scheint und diesen in die Bildwelt hineinzieht. Trotz Ausschnitthaftigkeit hinterlassen die leuchtenden, überbordenden Farbflächen immer eine weitläufige, ganzheitliche, mitunter fast monumentale Impression. Doch scheinen sich die Bilder nicht nur in der Weite sondern auch in der Tiefe auszudehnen. Diese Räumlichkeit wird allerdings selten durch Befolgung der klassischen Regeln der Perspektive erzeugt. Vielleicht ist es auch nur der Betrachter, der sie den Bildern im Geiste hinzufügt.

Die physische Präsenz der Bilder verdankt sich vor allem dem kraftvollen Duktus eines expressiv pastosen Farbauftrags. In ihrer haptisch rauen Textur gewinnt Farbe ihr Eigenleben zurück und präsentiert sich als reines, lichtbestimmtes Material. Indem er die Farbe in ihrer psychisch-emotionalen Wirkung und in ihrer physischen Materialität begreift, thematisiert Tarasewicz auch das Medium der Malerei an sich. Als hätte die Natur selbst dem Künstler das Wesen der Malerei erklärt, werden ihre primäre Eigenschaften – Rhythmus, Struktur, Licht und Farbe – in eine eigenständige künstlerische Sprache verwandelt.

Pressetext

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Leon Tarasewicz - Summer paintings