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n einer Serie von 36 Bildern hat der Fotograf Manfred Leve eines der spektakulärsten Fluxus-Ereignisse der sechziger Jahre festgehalten: Nam June Paiks Ausstellung „Exposition of Music - Electronic Television“. Leves Aufnahmen dokumentieren die Begegnung der Besucher mit den ausgestellten Kunstgegenständen, zu denen neben manipulierten Fernsehgeräten auch verschiedene Klangobjekte wie die „Schallplatten-Schaschliks“ gehörten.

In der künstlerischen Aufbruchstimmung der späten fünfziger und frühen sechziger Jahre erforschte Paik neue Wege der Kommunikation mit dem Publikum. Als erster führte er auf dieser Ausstellung veränderte Fernsehbilder als Kunstwerke vor, bevor er wenig später zum Begründer der Videokunst wurde. Durch den Einsatz zeitgemäßer Medientechnologie und die Möglichkeit, die Kunstobjekte selbst benutzen zu können, versuchte Paik die Betrachter in das Ausstellungsgeschehen mit einzubeziehen: Sie sollten durch ein experimentelles Fluxus-Erlebnis aus ungewohnten akustischen und optischen Informationen für neue Formen der Kunst sensibilisiert werden.

Unter den Besuchern der Ausstellung, die sich über die Galerieräume hinaus auch in die Privaträume des Wuppertaler Galeristen Rolf Jährling erstreckte, befanden sich viele Protagonisten der damaligen Kunst- und Musikszene: Etwa die Künstler Wolf Vostell und Karl Otto Goetz, der Düsseldorfer Galerist Jean-Pierre Wilhelm sowie Joseph Beuys, der in einer von Paik nicht geplanten Aktion eines der vier präparierten Klaviere zertrümmerte. Anwesend waren auch die Künstler Tomas Schmit und der Free Jazz-Pionier Peter Brötzmann, die Paik beim Aufbau der Ausstellung halfen und sich in ihrer künstlerischen Entwicklung durch das Fluxus-Ereignis nachhaltig beeinflussen ließen.

Fünfunddreißig Jahre nach den ersten Retrospektiven in Köln, Wuppertal und Düsseldorf sind die Auswirkungen von Fluxus auch heute noch das Thema zahlreicher Ausstellungen und Publikationen. Dabei erweisen sich die Fotos von Manfred Leve immer wieder als unverzichtbare Dokumente von hoher ästhetischer Qualität. Die Präsentation dieser Bilder in den Dauerausstellung des 20. Jahrhunderts stellt vielfältige Bezüge zu Werken von Vostell, Beuys und Paik in der Sammlung des Germanischen Nationalmuseums her. Zu sehen sind neben der Fotoserie auch zwei Leve gewidmete Collagen von Nam June Paik, die erstmals öffentlich gezeigt werden, außerdem Plakate und das Faltblatt der Wuppertaler Ausstellung. In einer Hörstation können unveröffentlichte Tondokumente von verschiedenen Fluxus-Ereignissen und Stücke des europäischen Free Jazz abgerufen werden.

Zur Ausstellung erscheint eine Begleitpublikation mit einführenden Texten, Interviews und Materialien, 64 Seiten

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Leve sieht Paik
Manfred Leves Fotografien von Nam June Paiks erster Ausstellung in Deutschland 1963