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Das Kunstmuseum Bonn zeigt die erste Retrospektive eines schon heute legendären amerikanischen Fotografen in einem deutschen Kunstmuseum. Bereits in den frühen siebziger Jahren ist der 1945 in Newport Beach (Kalifornien) geborene Lewis Baltz durch Bilder hervorgetreten, die ihn zu einem der wesentlichen Wegbereitern einer (neuen) künstlerischen Fotografie gemacht haben. Im Alter von 26 Jahren zeigte Baltz mit den „Tract Houses“ seine erste Einzelausstellung in der berühmten New Yorker Galerie von Leo Castelli, zu deren Programm er bis in die frühen neunziger Jahre gehörte. Ebenso nahm Baltz (wie auch Hilla und Bernd Becher) 1975 an der epochalen Ausstellung „New Topographics: Photographs of a Man-altered Landscape“ teil.

Nachdem Baltz anfangs im Hinblick auf seine klare Formensprache als Dokumentarist wahrgenommen wurde, hat sich das Werk des seit 1986 in Paris bzw. Venedig ansässigen Fotografen auf den ersten Blick erheblich gewandelt. An die Stelle umfangreicher Serien von kleinformatiger Schwarzweiß-Fotografie tritt seit den neunziger Jahren die Farbfotografie in großformatigen Einzelbildern. Doch inhaltlich bleibt sich der Künstler treu: stets geht es um eine Auseinandersetzung mit dem urbanen Raum, Architektur, Landschaft und Ökologie, das Baltz als einen subtilen politischen Künstler fern ab von plakativen oder agitatorischen Tendenzen erscheinen lässt.

Schon in seinem Frühwerk, den Prototype Works (1967-76) oder den New Industrial Parks Near Irvine (1973-75) verblüfft Baltz mit einer formal ungeheuer strengen, oft die Fläche des Fotos betonende Formensprache, die aber innerhalb jeder Serie auch vielfach gebrochen wird. Seine historisch innovative Landschaftsfotografie dokumentiert Orte, die Produkt der industriellen Zivilisation sind: Brachlandschaften, Industriegebiete, Lagerhallen. Ihre räumliche Gestalt offenbart in der präzisen Form der Schwarzweiß-Fotografie eine unverkennbare Analogie zur Kunst des Minimalismus: Ästhetisches Wohlgefallen und Entsetzen über den Preis des vermeintlichen Fortschritts markieren die beiden konträren Pole der Wahrnehmung der Fotografien von Baltz. Dies setzt sich in anderer Weise in der Reihe der Sites of Technology fort sowie den großen, starkfarbigen Dyptichen der neunziger Jahre und trifft nicht zuletzt auch für die riesige Wand Rond de Nuit (1992-95) zu, in der Baltz das herkömmliche Verständnis von Dokumentarfotografie an seine Grenzen führt.

Mit zahlreichen Leihgaben aus privaten und Öffentlichen Sammlungen aus USA, Schweiz, Frankreich, Belgien und Deutschland ermöglicht diese Ausstellung einen breiten Überblick über das Werk eines zentralen Künstlers der neueren Fotogeschichte.

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Lewis Baltz