press release only in german

Licht. Laurenz Berges, Bernhard Fuchs, Albrecht Schäfer

VERLÄNGERT BIS 13. NOVEMBER 2020
04.09.2020 -24.10.2020

DC-OPEN
Freitag 04.09. 11-22 Uhr
Samstag 05.09. 11-20 Uhr
Sonntag 06.09. 11-18 Uhr

„…so blieb ich eine gewisse Zeit auf demselben Platz, und das Auge zögerte unter den verschiedenen Helligkeiten; dann auf einmal setzte ich mich in Bewegung und ging sehr schnell landeinwärts wie einer, dessen Gedanken, nachdem sie lange nach allen Seiten hin und her getrieben worden war, anfangen sich zurechtzufinden; wenn sie sich dann in einer einzigen Idee zusammenfinden, bringen sie zugleich für seinen Körper den Entschluss einer bestimmten Bewegung und einer entschlossenen Haltung mit sich. …“ Paul Valéry, Eupalinos, 1923

Laurenz Berges‘ (*1966 in Cloppenburg) Fotografien erzählen mit einem aufmerksamen Blick für zahlreiche urbane Details und Zeichen von den vergehenden Stadtlandschaften unserer Zeit. Sie stellen Fragen zum notwendigen Umbau unserer Gesellschaft und dem damit verbundenen Strukturwandel, der sich in den Architekturen und Räumen unserer Städte ablesen lässt. Ist die funktionierende Stadtlandschaft eine überkommene nostalgische Idee, deren einziger Reiz in der blühenden Vergangenheit liegt, die von der Vorstellung einer funktionierenden und aufstrebenden Gesellschaft geprägt ist? Oder bietet der Verfall auch die Chance, der Anfang aller Veränderung zu sein?

Die Fotografien von Bernhard Fuchs hingegen zeigen mit den Landschaften seiner Kindheit gänzlich anders konnotierte Orte – bestimmt durch die ländlich geprägte Kulturlandschaft im Mühlviertel in Österreich, wo der Künstler 1971 geboren wurde und aufwuchs. Und trotz der Weite der Landschaft, die allein durch Hügel, Wälder und den fernen Horizont begrenzt zu sein scheint, vermitteln die Fotografien Vorstellungen von Enge und Begrenzungen, von eingeschlossenen Räumen, bei denen es um die Dichotomie von Dunkelheit und Licht und die unendlichen, darin verborgenen Nuancen geht.

Albrecht Schäfer, 1967 in Stuttgart geboren, richtet seinen Blick auf das, was ihm in seinen täglichen Beobachtungen am nächsten ist. So findet er die Motive seiner kleinformatigen, farblich reduzierten Ölgemälde ausschließlich in seinem Atelier. Dort baut er Modelle eben jener Räume und arrangiert seine zurückhaltenden Sujets. Über einen längeren Zeiträume hinweg nähert er sich diesen malerisch an, indem er sie einer scharfen Reduktion unterwirft, bis sie zu geheimnisvollen Flächen und gemalten Räumen werden, von denen eine faszinierende Konzentration und Ruhe ausgeht.

Gemeinsam ist allen drei Positionen, dass sie in den gezeigten Arbeiten auf die Darstellung des Menschen verzichten, also auf diejenigen, die maßgeblich für die Gestaltung der Kulturlandschaften und Räume, der Städte und Häuser verantwortlich sind. Somit thematisieren die Werke implizit auch die Frage seines Verschwindens. Haben wir uns selbst durch langanhaltendes, falsches Verhalten ausgelöscht oder ist der Mensch einfach nur zum Beobachter dessen geworden, was er seit Generationen verändert und gestaltet? Die durch das Fehlen des Abbild des Menschen erfahrbare „Leerstelle“ ist aber dennoch zutiefst menschlich. Es geht von den Arbeiten eine Zuversicht aus, da wir durch den Blick des Künstlers auf das Objekt gelenkt werden und seine Liebe zum Gegenstand, zur Landschaft, zum Detail ebenso spüren wie seine Konzentration und die Notwendigkeit seines Schaffens.

Petra Rinck Galerie