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Im Frühjahr 1910 manifestierte sich die Gegnerschaft zahlreicher Künstler gegen Max Liebermann als Präsidenten der Berliner Secession in der Gründung einer neuen Künstlervereinigung: Ungewöhnlich viele Einsendungen namhafter Künstler wurden zur Jahresausstellung der Secession nicht zugelassen, darunter die des Berliner Expressionisten Georg Tappert. Auf seine Initiative hin gründeten die Zurückgewiesenen noch im gleichen Jahr die Neue Secession in Berlin. Die Künstlergruppe, der neben Tappert Mitglieder der Brücke und des Blauen Reiter angehörten, bestand von 1910 bis 1914 und war wesentlich an der Etablierung des Expressionismus in Berlin und in Deutschland beteiligt.

Ziel der Neuen Secession war es, ein Ausstellungsforum für ihre neuen stilistischen Ideen zu schaffen, die von den inzwischen schon etablierten Künstlern der Berliner Secession abgelehnt wurden. In Berlin veranstaltete die Künstlergruppe sieben viel beachtete Ausstellungen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, der ihr stillschweigendes Ende einläutete. Dazu kamen zahlreiche Wanderausstellungen in Deutschland und dem angrenzenden Ausland. Neben Berliner Expressionisten, Brücke-Künstlern und Blauer Reiter-Mitstreitern präsentierten viele Künstler aus verschiedenen deutschen Städten sowie Tschechen und Franzosen ihre Werke in den Ausstellungen der Neuen Secession. Besonders die vierte Ausstellung, die Ende 1911 in Berlin eröffnete, entwickelte sich zur bedeutendsten Veranstaltung der Vereinigung. Bereits vor der Sonderbundausstellung 1912 in Köln und vor Herwarth Waldens Erstem Deutschem Herbstsalon im Jahr darauf in Berlin zeigte diese Ausstellung einen internationalen Überblick der jüngsten Kunstentwicklung.

Zeitgenossen sahen in der Neuen Secession einen integralen Bestandteil der Kunstwelt und wichtigen Faktor der künstlerischen Entwicklung. Zahllose Ausstellungsbesprechungen in der Presse und vielfältige Verweise in zeitgenössischen Publikationen sowie privaten Briefen bekunden die große Beachtung, die der Gruppe zuteil wurde. Sie zeugen von ihrer Einschätzung als beispielhafte Vertreter der „Neuen Kunst“, wie die später als Expressionismus, Kubismus oder Futurismus benannten Kunstrichtungen zunächst bezeichnet wurden. Dennoch ist die Geschichte und Bedeutung der Neuen Secession von der Forschung lange wenig beachtet worden.

Die Ausstellung Liebermanns Gegner. Neue Secession und Expressionismus in Berlin leistet einen wichtigen Beitrag zum Wissen über die Epoche vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Allgemeinen und zur Entwicklung des Expressionismus im Besonderen und bringt neue Erkenntnisse in ein bereits weit erforschtes Gebiet. Die Geschichte der Vereinigung stellt bei weitem keinen Einzelfall in der Kunstwelt dar, sondern zeigt deutliche Parallelen zu früheren Entwicklungen auf: Die Anfänge der Berliner Secession, die sich gegen die Königliche Akademie der Künste und die Grosse Berliner Kunstausstellung wandte, oder die abschätzige frühe Impressionismus-Rezeption in Frankreich mit der späteren Wertschätzung der damals geschmähten Künstler durchliefen einen ähnlichen Werdegang. Im Max Liebermann Haus der Stiftung Brandenburger Tor werden ausgewählte Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier gezeigt, die einst in den historischen Ausstellungen der Neuen Secession zu sehen waren.

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Liebermanns Gegner.
Neue Secession und Expressionismus in Berlin
Kuratorin: Anke Daemgen

Künstler: Otto Freundlich, Erich Heckel, Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, Cesar Klein, Bohumil Kubista, Franz Marc, Moriz Melzer, Wilhelm Morgner, Otto Mueller, Gabriele Münter, Emil Nolde, Max Pechstein, Heinrich Richter-Berlin, Karl Schmidt-Rottluff, Arthur Segal, Georg Tappert