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Angeregt vom Werk des deutschen Schriftstellers W. G. Sebald, richtet die Ausstellung L’Image papillon (Das Schmetterlingsbild) das Augenmerk auf die komplexen Beziehungen, die Bild und Gedächtnis miteinander verbinden. Es wurde ein Ensemble von sechzehn Künstlern zusammengestellt, deren Arbeiten sich, genau wie Sebalds Bücher auch, mit den Bereichen Gedächtnis und Geschichte hinsichtlich der Erfahrung und der Verwicklung der Zeiten auseinandersetzen.

Die Ausstellung entleiht ihren Titel dem kürzlich erschienenen Buch von Muriel Pic zum Werk von Sebald und greift damit die Figur des „image-papillon” noch einmal auf: sie möchte erkunden, was diese Art von Bezug zur Vergangenheit im Bereich der visuellen Kunst an Fragen aufwirft. Muriel Pic zeichnet das wiederholte Erscheinen des Schmetterlings in Sebalds Büchern nach und sieht dabei im Schmetterling das allegorische Bild eines dialektischen Verhältnisses zum Gedächtnis: einerseits die wissenschaftliche Geste des Sammelns, der Archivierung, durch die die Vergangenheit in eine Starre versetzt wird, „aufgespießt”; andererseits ein Bezug zur Vergangenheit, der einfühlsamer ist und im Gedächtnis den Ort einer Erfahrung sieht, einer „Beobachtung der Vergangenheit als Bewegung”. „Man folgt der Erinnerung des Blicks, er flattert wirbelnd herum wie ein Schmetterling”, wie Muriel Pic präzisierend sagt.

Eines der besonderen Merkmale der vier Erzählungen, die Sebald zwischen 1990 und 2001 veröffentlichte – Schwindel. Gefühle; Die Ausgewanderten; Die Ringe des Saturn und Austerlitz – besteht in der Verwendung unbetitelter Schwarz-weiß-Bilder, deren Herkunft und Beschaffenheit oft ungenau bleiben: gleich Erinnerungen sind sie, zur Begleitung oder Skandierung des Erzählverlaufs, in den Text eingefügt. Dem Beispiel dieser Bilder folgend, erkunden die Arbeiten in der Ausstellung verschiedene Möglichkeiten, die Bilder der Vergangenheit innerhalb des Bereichs der Erfahrung zum Vorschein kommen zu lassen. So findet sich hier eine bestimmte Anzahl von Motiven wieder, die in Sebalds Arbeiten zentral sind: das Sich-Überkreuzen der Zeitlichkeiten, ein sensibles Verhältnis zum Dokument und zum Archiv, das Ineinandergreifen von persönlichem und kollektivem Gedächtnis, die Zerstörung, das Fragment, die Spur...

L’Image papillon wird in fünfzehn monografischen Präsentationen realisiert, von denen jede aus einem Ensemble von Objekten oder aus einer größeren Installation besteht, die wiederum durch ein dem Sebaldschen Werk entnommenes Bild eingeführt wird. Durch die Verbindungen, die sie mit den ausgestellten Arbeiten weben, versuchen diese Bilder, im Zentrum der Ausstellung etwas neu durchzuspielen: nämlich zwei Arten von Verhältnis, die das Herzstück von Sebalds Schreiben bilden: die Montage und die Koinzidenz.