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Waren das noch Zeiten, war`n wir da noch jung! Wenn man an die Februartage dieses Jahre zurückdenkt, legt sich eine Patina aus milder Verklärung und sozialromantischer Metaphysik auf die Erinnerung. Was hätte nicht alles möglich sein können in diesen Tagen einer politischen Erregung, die fast schon so fern zu sein scheinen wie die von den Urgroßvätern narrativ aufgeladenen Kriegsreminiszenzen: Rebellion, Anarchie, die Geburt der Zivilgesellschaft, die Aufkündigung der Untertanenmentalität. Es war, das wissen wir heute, nur ein Flackern am Horizont der Geschichte. Ein historischer Flash, der mit dem Blitzlicht des Fotoapparates konvergiert und und im Augenblick der Dokumentation die Dokumentation des Augenblickes ermöglichte. Das Auge, der Blick: Lisl Ponger hat in einem Akt eines politisch motivierten Dérive die von den Massen durchfluteten Straßen begangen. Sie hat die Zeichen und Bewegungen gelesen und photographisch dokumentiert, die Routen des Aufbegehrens markiert, die Glücksmomente im Angesicht des Erschreckens festgehalten. "Österreich 2000" ist die Versteinerung eines Momentes des Umbruchs, einer sekundenkurzen Aufwallung des Prinzipes Hoffnung, einer Bündelung von Kräften, die vor allem gegen den bleiernen Selbstgenuß jahrzehntelanger fauler Kompromisse aufbegehrten. Ein kleines Flackern nur – schon erloschen. Und trotzdem: die Bilder vom Widerständigen werden im Widerständigen der Bilder transzendiert. Im Karneval der Masken, die in der Verschleierung zu enthüllen suchen, blitzt ein Moment der Wahrheit auf.

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Lisl Ponger
Österreich 2000