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Lois Renner hat den Schritt in die Digitalität getan. Er ist bekannt für so präzise komponierte wie ironisch-narrative Bilder von Innenräumen, die meist sein Atelier zeigen, aber eigentlich vom Inneren, vom Innenleben des Künstlers zeugen. Räume und Gegenstände werden vom Maler-Bildhauer- Installationskünstler-Architekten-Fotografen in allen Dimensionen gestaltet und dann im Medium der Fläche, der Fotografie aufgenommen, um schließlich in ein fotografisches Unikat von der Qualität und Dimension eines Tafelbildes zu münden. Nun fügt Renner seiner Langzeitstudie über das Verhältnis von Fotografie und Malerei, die stets auch von der Problematik handelt, in der Gegenwart „Künstler“ zu sein, eine ganz neue Ebene hinzu.

Wie in seinen früheren Arbeiten nimmt sich die Fotografie die Malerei zum Vorbild, im wörtlichen wie übertragenem Sinne. Lois Renner hat die Räume und die gemalten Bilder seines Inneren neu zu einander in Beziehung gesetzt. Seit es die technische Entwicklung ermöglicht, digital gestaltete Bilder in der gewünschten Größe herzustellen, nutzt Renner auch dieses Mittel, um Erkenntnisse über die Wirklichkeit zu gewinnen. Die digitale Gestaltung unterstützt und hinterfragt dabei analoge Verfahren wie die Malerei, die Bildhauerei und die klassische Fotografie.

Technisch gesprochen entstehen solcherart Hybride – ein Begriff, der sich auch hervorragend zur Charakterisierung der künstlerischen Eigenschaften und Fragestellungen dieser Bilder eignet. Handelt doch, verkürzt gesprochen, das ganze Werk Lois Renners von Hybridität. Während ihm die Fotografie den Blick auf die äußeren Dinge, die Außenwelt zu werfen scheint, so zeigt die Malerei die Innensicht auf eben diese Welt. Die Verschränkung von Innen und Außen bildet nicht nur eine Methode, sondern ist auch Thema der Bilder von Lois Renner. Der Blick des Künstlers auf die Wirklichkeit macht durch eigene Perspektive die Essenz der künstlerischen Haltung kenntlich.

„Die Fotografie verwende ich wie eine Taschenlampe, mit der ich in mein Inneres leuchte. Die Malerei entsteht aus dem, was ich bei dieser Suche dort gefunden habe“ beschreibt der Künstler seine Arbeitsweise. Das Atelier ist ein Raum, der vor allem als Metapher für dieses Innere des Künstlers gelesen werden kann, als Ort einer unablässigen Introspektion. In gemalte Portraits werden fotografierte Gesichter eingearbeitet, in Räumen tauchen Zonen auf, die offenbar einen anderen Grad von Wirklichkeit aufweisen. Realitätsebenen scheinen zu verschwimmen – obgleich von Realität weder in der Fotografie noch in der Malerei gesprochen werden kann. Malerischer Gestus und fotografischer Naturalismus überlappen sich, alles ist Malerei, alles Fotografie zugleich. Eine Fotografie aus dem Atelier wird Vorlage für ein Gemälde, das selbst zur Vorlage einer Fotografie wird, welche wiederum am Computer malerisch bearbeitet wird. Das Endprodukt ist – eine Fotografie? Malerei? Bei Lois Renner ist es ein Bild. (Maribel Königer)

Pressetext

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Lois Renner
HYBRIDE
Monat der Photographie