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In den Arbeiten der dänischen Künstlerin Lone Haugaard Madsen nehmen Diskussions-veranstaltungen und Texte als theoretische Auseinandersetzungen mit Kunst einen ebenso großen Raum ein, wie konkrete Werke, Fotografie, Objekte, Zeichnungen selbst. Dabei wendet sie sich grundsätzlichen Fragen nach den Bedingungen des Ausstellens und der Kunst-produktion zu: Welche Kontexte konstituieren ein Kunstwerk? Was macht eine Institution aus? In welchem Verhältnis steht ein Katalog zur Ausstellung, zum institutionellen Raum, zu den Intentionen der Künstlerin oder den Erwartungen eines Publikums?

Den Katalog, ihre erste größere Publikation, versteht Lone Haugaard Madsen deshalb nicht als Dokumentation, sondern als Erweiterung ihrer Ausstellung im Grafischen Kabinett der Secession. Bei der Gestaltung des Covers greift sie auf die Serie der gefilmten oder fotografierten „weißen“ Wände von Kunstinstitutionen zurück, in denen sie gearbeitet hat. Diese Fotos und Videos wurden auf Wände von Ausstellungsräumen projiziert und erzeugten so in Form von Überblendungen und Simulationen eine Verschränkung von aktuellem und mediatisiertem, von privatem und öffentlichem Raum. Das Cover zeigt nun ein Foto des von Heimo Zobernig entworfenen Schriftzuges der Secession, den die Künstlerin ihrerseits mit Bleistift auf die Wand ihres Ateliers gezeichnet hat.

Lone Haugaard Madsen hinterfragt so die Parameter des Kunstbetriebs, indem sie ihre eigene Position darin genau beobachtet und reflektiert und zum Teil ihrer Produktion werden lässt. Sie tritt einen Schritt zurück, prüft, reduziert, streicht und nimmt die Fäden wieder auf. In jüngster Zeit wendet sie sich verstärkt der Arbeit im Atelier zu und damit der Frage, wie institutionalisiert dieser Raum ist, welche Art Produktion er fordert, welche Entscheidungen und Überlegungen an diesem speziellen Ort getroffen werden.

Die neuen Arbeiten und Texte sind im Atelier entstanden und spiegeln verschiedene Arbeits- und Entscheidungsprozesse. Es sind vermeintlich autonome Objekte, die auf ein künstlerisches Begehren weisen, das sich nicht allein aus konzeptuellen Überlegungen heraus erklären lässt, obschon sie zugleich Zweifel an autoritären Gesten des Wissens und Könnens formulieren. Die Arbeiten versammeln unterschiedlichste Aspekte, etwa Zeichenspuren bzw. Linien, die sich beim Zeichnen im darunter liegenden Papier einschrieben, Fehler oder Verschiebungen, wie sie beim Transkribieren entstehen oder beim Sprechen in einer fremden aber doch nah verwandten Sprache, Zettel mit Notizen, Reste von Materialien, die bei der Produktion von etwas anfallen, das letztendlich nicht sichtbar ist. Dinge, die nicht gezeigt werden, und Gedanken. So bleibt ebenso verborgen, wie beispielsweise die Zeichnung aussieht, deren Linien sich aufs Papier durchdrückten (oder ob es sich überhaupt um eine Zeichnung handelt), wie man nicht weiß, welche Dinge in dem Gespräch, das Lone Haugaard Madsen mit Heimo Zobernig für den Katalog geführt hat, nicht zur Sprache kommen, die der Leser nicht wissen soll.

Sichtbar dagegen ist eine Art Aufschub, denn die eigentlichen Objekte des Begehrens werden zurückgehalten, oder ein zögerndes Herantasten an Skulptur und Malerei, die sich geradezu zieren als Werke im tradierten Sinne in Erscheinung zu treten. So sind die Arbeiten niemals „unschuldige“ Kreationen, sondern sich ihrer Hintergründe und komplexen Zusammenhänge stets bewusst, die auf unterschiedlichsten Ebenen reflektiert werden.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Gespräch von Lone Haugaard Madsen mit Heimo Zobernig, einem Text von Sanne Kofod Olsen und eigenen Texten von Lone Haugaard Madsen.

Pressetext

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Lone Haugaard Madsen
Raum #26 – Retrofleksive