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Eröffnung: Freitag, 13 Juni 2008, 19 - 22 Uhr

In der dritten Zusammenarbeit mit der Galerie Christian Nagel, stellt Luca Vitone sein neustes Projekt vor; Ich, Rosa Luxemburg Platz. Es ist ein Werk das sich grundsätzlich mit dem Konzept und dem Wesen eines Ortes beschäftigt. Wie definieren wir die Identität von Orten? Wie werden sie erfahren, dargestellt und erinnert? Welche Bedeutungen haben Orte bzw. Ortsverlust? Mit diesen Fragen setzt sich Luca Vitone in seinem vielschichtigen Werk in den letzten Jahren auseinander und schafft in seinem neuen Kunstprojekt Ich, Rosa-Luxemburg-Platz für die Galerie Christian Nagel eine Arbeit über den Ort und den Status des Monochromen in der Kunst. Die Leinwände, die man nun in der Galerie sieht, unterlagen einem besonderen Schaffensprozess. Vor vier Monaten breitete Luca Vitone weiße Stoffbahnen auf der Volksbühne und den umliegenden Dächern des Rosa-Luxemburg-Platzes aus. Indem Smog, Staub und Luft die willkürlich strukturierte Oberfläche der Leinwand bilden, entsteht ein besonderes Portrait des Platzes.

„Ich habe im gewissen Sinne den Rosa-Luxemburg-Platz dazu eingeladen selbst ein Portrait von sich zu zeichnen. Hinzu kommt, dass diese Bilder eine gewisse Reflexion sind, ein Überdenken der Malerei, mit Hilfe eines der meist praktizierten Modelle des 20. Jahrhunderts: der Monochromie.“

Vitone verwandelt das Monochrome in das Portrait eines bestimmten Ortes. Damit verweist er auf ein Modell, dass sich seit den 1970er Jahren mit den Grundstrukturen und der Analyse des Mediums Malerei befasst, analog etwa zu den Bestrebungen der Minimal Art für Objekte. Gleichzeitig spielt er mit der Zufälligkeit, indem organische Elemente und atmosphärische Veränderungen im Schaffensprozess die Hauptrolle übernehmen. Sie werden zu einer Art Pigmentierung, bzw. Antipigmentierung wie er selbst sagt. So entstehen seine Werke bezeichnenderweise durch Materialien wie Staub, Licht, Asche und Umweltverschmutzung, vor denen normalerweise Bilder geschützt und von denen sie bereinigt werden.

Das Außergewöhnliche an den monochromatischen Werken Vitones ist die Tatsache, dass man sich als BetrachterIn zunächst auf das einlässt, was man zu sehen glaubt, ein monochromes Bild. Doch in Verbindung mit dem Titel Ich, Rosa-Luxemburg-Platz stellt man fest, dass das Wesentliche in dem liegt, was man eben nicht sieht, nämlich der Ort, der gezeichnet hat und gezeichnet ist. Die Wahrnehmung dessen, was die BetrachterInnen auf den ersten Blick zu sehen glauben, ändert sich, sobald diese merken, dass es sich in Wirklichkeit um die Kartierung eines Ortes handelt. In dem aktuellen Fall geht es um einen geschichtsträchtigen Ort, den Rosa-Luxemburg-Platz, das ehemalige Scheunenviertel und Zentrum jüdischen Lebens in Berlin, ein Ort, der von den Wendepunkten deutscher Geschichte maßgeblich gekennzeichnet ist. Dieser schreibt sich in Vitones Kunstwerke ein und es ergeben sich weitere Fragen in Bezug auf den Ort: Wenn sich hier der Ort selbst in die Kunstwerke einschreibt, so verweisen diese wiederum die BetrachterInnen darauf, wie sie selbst sich tagtäglich in die Orte, die sie durchqueren und benutzen einschreiben und diese zu dem formen, was sie sind: Orte der Kultur, des Konsums, Orte der Ausgrenzung, der Auseinandersetzung oder Orte der Begegnung.

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Luca Vitone
Ich, Rosa-Luxemburg-Platz