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Während einer Pressekonferenz für das Hamburger Musikfestival im September 2001wurde Karlheinz Stockhausen zu den Ereignissen vom 11. September befragt und antwortete darauf, es sei des Teufels größtes Kunstwerk. Auf diese als unsensibel wahrgenommene Antwort folgte weit verbreitete Kritik, und seine Tournee wurde sofort annulliert. In seiner mittlerweile berüchtigten Aussage spielt Stockhausen auf die visuelle Wirkung von festgeschriebenen Darstellungen wichtiger Weltereignisse an. Er räumt ein, dass zwischen der Wirklichkeit bedeutender Ereignisse und ihrer bildnerischen Darstellung eine Diskrepanz besteht.

Die Ausstellung Lucifer’s Greatest Work of Art erforscht diese Verbindung in Darstellungen historischer und sozialer Begebenheiten. Sie prüft die Bezugnahme künstlerischer und medialer Bilder auf Schlüsselmomente oder extreme politische Vorfälle, indem sie häufig eine Art von Erhabenheit oder Schönheit - überwältigend und schrecklich zugleich - offenbaren, die verschieden zur Wirklichkeit ist.

Die Künstler in dieser Ausstellung setzen in gewisser Weise die Tradition propagandistisch intendierter Historienmalerei fort. Sie nehmen Motive in Anspruch und erzeugen Stimmungen, die auf das Epische und Sublime Bezug nehmen, um die Sympathien des Betrachters zu gewinnen. Ein entscheidender Unterschied liegt jedoch im Verhältnis zum Status: Die Künstler studieren nicht artig offiziell verbreitete Mitteilungen und sind nicht bestrebt, die harten Tatsachen abzumildern. Ihre Arbeiten eruieren vielmehr eine ästhetische und persönliche Resonanz auf Weltgeschehnisse sowie eine Wirkung auf den Betrachter, welche die didaktische Aussage übersteigt.

Die ausgewählten Werke weichen von der faktischen Wirklichkeit ab, verwenden das Bildvokabular von Hölle und Verdammung, von Himmel und Rettung sowie von Tragödie und Opferung der repräsentierten Wirklichkeit in ihrer spektakulären und überzeugenden Form.