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„Ein zweifaches Verschwinden sichtbar machen“: Neue Fotoausstellung an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

M 48° 15′ 24.13″ N, 14° 30′ 6.31“E | Marko Zink
10.04.2019 - 31.10.2019, verlängert bis Ende Dezember

Am 10. April 2019 präsentiert die KZ-Gedenkstätte Mauthausen im Rahmen einer Ausstellung unter dem Titel „M 48° 15′ 24.13″ N, 14° 30′ 6.31″ E“ die Arbeiten des österreichischen Fotografen Marko Zink. Mit fotografischen Mitteln versucht Zink mit diesem Projekt ein zweifaches Verschwinden sichtbar zu machen: die Auslöschung von Menschen und die Tilgung von Erinnerung.

„Die Arbeiten von Marko Zink haben einen enormen Wert für uns, da seine Bilder die KZ-Gedenkstätte Mauthausen aus einem ganz neuen Blickwinkel zeigen. Und das ist es auch was wir mit unseren Vermittlungsprogrammen erreichen möchten. Die Besucherinnen und Besucher sollen über ihre individuellen Wahrnehmungen selbständig Bezüge herstellen und ihren eigenen Zugang zu diesem Ort finden“, erklärt Barbara Glück, Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Die von Marko Zink gewählte Kunstform ist die analoge Fotografie. Er bearbeitet seine Filme, ehe er sie belichtet. Er kocht oder stanzt sie, behandelt sie mit Chlor oder Tintentod. Mit diesem filigranen Filmmaterial fotografiert er ausgewählte Orte in- und außerhalb des ehemaligen Konzentrationslagers wie z.B. die Lagerstraße, den ehemaligen Sportplatz oder die Marbacher Linde, unter der tausende Leichen verscharrt wurden.

Präsentiert werden die Fotos in unterschiedlichen Ausarbeitungen, etwa als Panoramaaufnahmen, als Lamellenbilder, auf denen die Perspektiven sprunghaft wechseln, aber auch als konzeptionelle Weiterverarbeitungen. So zeigt Zink einen Raum, in dem 500 Häftlinge untergebracht waren, in einem Raster aus 500 Einzelaufnahmen mit jeweils leicht verschobener Perspektive – symbolhaft für 500 Augenpaare, die hier einst durch das Fenster sahen.

Manchmal wirken Zinks Fotoarbeiten wie historische Fundstücke, rasch und heimlich aufgenommen, ausgebleicht von der Sonne, halb zerstört durch die Einwirkungen der Zeit. „Manchmal scheinen die Fotos mit ihren Beschädigungen auf einer eigenen Ebene von jenem Ungeheuerlichen zu berichten, das sich hier vor weniger als acht Jahrzehnten zugetragen hat. Und manchmal scheint auf ihnen etwas sichtbar zu werden, was nur scheinbar nicht mehr zu sehen ist“, so Marko Zink.

Geboren 1975 in Gaschurn in Österreich, erhielt Marko Zink Unterricht bei Ingo Springenschmid und besuchte danach die Akademie der Bildenden Künste in Wien; die Meisterklassen für Kunst und Fotografie, Erweiterter malerischer Raum, Kunst im öffentlichen Raum sowie Performance bei Eva Schlegel, Josephine Pryde, Franz Graf, Judith Huemer, Mona Hahn und Matthias Herrmann. Er diplomierte an der Schule für künstlerische Fotografie bei Friedl Kubelka und mit Auszeichnung an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Carola Derting. Darüber hinaus studierte er mit Auszeichnung Germanistik, Publizistik und Kunstgeschichte an der Universität Wien.

Zink interpretiert in seinen Arbeiten das Thema der inszenierten Fotografie neu. Zum einen gibt er dem Betrachter das Gefühl nur zufällig Zeuge dieses „flüchtigen“ Moments geworden zu sein. Zum anderen inszeniert er Subjekte als Objekte und vice versa. Marko Zink fotografiert ausschließlich analog mit gekochtem Film; das daraus resultierende Zerfallen der Negative beschreibt er als wichtiges Konzept seiner Arbeiten. Seine Fotografien wurden in vielen Museen und Galerien in Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit ausgestellt. Seine Werke waren beim Monat der Fotografie 2010 und 2012 in Wien ebenso prominent vertreten, wie auch seine Serie „schwimmer“ im Mois De La Photographie Européenne 2012 in Paris. Für seine Serie „tragödien“ arbeitete er zusammen mit Elfriede Jelinek. 2014 zierte eine Arbeit des Künstlers das Filmplakat des internationalen Filmfestivals der Menschenrechte „this human world“.

Textbeiträge von Wolfgang Huber-Lang und Maria Magdalena Pressel

Katalog: „M 48° 15′ 24.13″ N, 14° 30′ 6.31″ E“
Erscheinungsdatum: September 2019
Mandelbaum Verlag
AutorInnen: Gudrun Blohberger, Andrea B. Braidt, Christian Dürr, Barbara Glück, Felicitas Heimann-Jelinek, Wolfgang Huber-Lang, Thomas Licek, Marija Nujic, Bertrand Perz und Felicitas Thun-Hohenstein