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SEPTEMBER freut sich, die Ausstellung "TO THIS END, IT IS NOT ENOUGH/" der schwedischen Künstlerin und Aktivistin Malin Arnell zu präsentieren. Ein wesentlicher Aspekt von Arnells künstlerischer Praxis ist die Zusammenarbeit mit anderen; die Schaffung von Koalitionen und Kollaborationen als Alternative zur subjektiven Einzelposition. So ist sie Mitbegründerin der feministischen Künstlerinnen- und Performancegruppe High Heel Sisters (2002-2007), die bestimmte körperliche Merkmale als Ausgangspunkt für ihre Arbeit festlegte. Alle Mitglieder waren größer als 178 cm, hatten eine Schuhgröße über 41 und waren älter als 30. Ausgehend von diesen Parametern experimentierte die Gruppe mit extremen körperlichen und psychischen Situationen, unterschiedlichen Aufgaben und gesellschaftlichen Räumen. In den Performances der High Heel Sisters ging es sowohl um die Untersuchung der Gemeinsamkeit und Unterschiedlichkeit der kollektiven Erfahrungen, als auch um die Hinterfragung und Neuformulierung eigener und gesellschaftlicher Normen, die mit Sexualität, Geschlecht, Klassenzugehörigkeit verbunden sind. Neben feministischen Projekten wie The YES! Association, einer Organisation in Schweden, die sich interdisziplinär gegen die Diskriminierung und Benachteiligung von Frauen im Kunstbetrieb einsetzt, oder den gemeinsam mit der Autorin Sara Stridsberg formierten Solanas' Sisters arbeitete Arnell an Project Presence, einem interaktiven Projekt, das mit den Patienten und Mitarbeitern der städtischen Kinder- und Jugendpsychiatrie in Stockholm realisiert wurde.

"Ich betrachte Kunst als einen Prozess des Verstehens", sagt Arnell, „als eine Tätigkeit, die Wissen produziert, als kommunikative Praxis, postrevolutionäre Aktion. Sie hat etwas mit der Art und Weise zu tun, wie sich Körper formieren und organisieren, mit blicken und angeblickt werden, mit Konzepten, die den Raum und die Zeit erweitern. "TO THIS END, IT IS NOT ENOUGH/" ist in diesem Sinne auch keine klassische "Einzelausstellung", sondern ein Projekt mit dreißig Frauen, das den Galerieraum von SEPTEMBER, den davor liegenden Parkplatz und die Strasse mit einschließt. Für zwei Tage im August bat Arnell die Teilnehmerinnen einer Reihe von genau festgelegten Handlungen zu folgen, die auf Video festgehalten wurden. Die erste Anweisung lautete etwa: "Plötzlich werden wir in einer Gruppe aus der Eingangstür der Galerie stürmen. Wir laufen um das Gebäude und durch die Hintertür zurück in die Galerie. Diese Handlung wird fünfmal wiederholt. Beim sechsten Mal dürfen wir ausruhen, wenn wir durch die Vordertür gerannt sind." Aus der Abfolge von vermeintlich einfachen, alltäglichen Handlungen, wie Liegen, Laufen, Stehen, Sprechen, Hochspringen, ergibt sich eine komplexe Choreographie, in der sich die unterschiedlichsten Aspekte widerspiegeln: das Wechselspiel von Individuum und Gruppe, das Verhältnis von Innen und Außen, Selbstwahrnehmung und Repräsentation.

Das Video dieser Aktion wird in "TO THIS END, IT IS NOT ENOUGH/" zum Bestandteil einer Installation, die die Dynamik des Live-Events aufgreift: leuchtend orange gestrichenen Fensterscheiben und orangefarbene Stoffbahnen verbinden das Innere und Äußere der Galerie. Aus dem gebatikten Stoff, der zum Zeitpunkt des Videodrehs als Wandbespannung diente, baut Arnell eine Zeltkonstruktion und Sitzmöbel, die zugleich als Zuschauerraum oder provisorische Behausung für sich immer wieder neu formierende Gruppen dienen können.