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DUVE Berlin ist hoch erfreut Basic Precautions Should Always Be Observed, mit Bildern von Manor Grunewald und Skulpturen von Vera Kox zu präsentieren, die speziell für diese Ausstellung konzipiert wurden. Grunewald und Kox vereint ihr Hang zur Materialmanipulation von Alltagsgegenständen. Der Ausstellungstitel bezieht sich auf einen allgemeinen Warnhinweis* aus Bedienungsanleitungen für Industrieprodukte, der von den Künstlern hier allerdings unberücksichtigt bleiben soll. Die vertrauten Bilder, die Objekt-Transformationen und Experimente die Grunewald und Kox in dieser Ausstellung vorlegen, hinterlassen ein Gefühl von Leichtigkeit und Verwunderung im Alltäglichen beim Betrachter und manipulieren offenbar gleichermaßen sein Objekt- und Bildverständnis.

Die Arbeit von Vera Kox stützt sich auf ihr Interesse an plastischer Materialität. Die Ästhetik normativer Produktion spielt dabei eine ebenso große Rolle, wie ihre Betonung des sinnlichen Erfassens oder Erlebens von Materialien. Durch Abformen, Manipulieren und Umstrukturieren verwandelt Kox industriell gefertigte Gegenstände, wie etwa rohe Instant-Nudeln und rutschfeste Badematten. Durch diese Transformationsprozesse spielt sie mit unseren Vorstellungen von – und Erwartungen an – Materialität und kitzelt aus bekannten Objekten ästhetische Qualitäten heraus, die andernfalls wohl unbemerkt bleiben würden. In Subtracted bleeds(and additives) scheinen die abstrakten Strukturen der Farbblöcke biegeweich und flüssig, sind aber tatsächlich fest, wodurch ein visuell-haptisches Wechselspiel entsteht, das auf subtile Weise unser Vorverständnis herausfordert. Das Ausgangsmaterial wird hier so weit verzerrt und entfremdet, dass es seine industrielle Herkunft erst auf den zweiten Blick, bei näherer Betrachtung, offenbart. Dem Rohen und Temporären wird Vorrang vor dem Fertigen und Monumentalen gegeben. Strategien der Darstellung treffen auf unseren Sinn für Bewegung und Trägheit: zusammengebundene, ramponierte Materialblöcke sind zu einer modularen Pyramide angeordnet, deren Stabilität ungewiss ist; eine von der Decke hängende aufklaffende Masse droht jeden Augenblick wie ein Damoklesschwert zu fallen.

Manor Grunewald sieht sich in erster Linie als Maler. Der Ausgangspunkt seiner Arbeiten ist jedoch häufig in Drucksachen - wie Comics, Rezeptbüchern, Papier- und Kunststofffetzen oder anderem, in seinem Atelier herumliegendem Produktionsmaterial, zu finden. Das Ausgangsmaterial wird durch einen experimentellen Prozess des Kopierens, Vergrößerns, Extrahierens und durch digitale Manipulation umgewandelt und anschließend mit Bildern aus dem umfangreichen Archiv des Künstlers kombiniert. Bei Untitled (Rennie#08) dient beispielsweise das Foto einer Hähnchenbrust aus einem Kochbuch als Ausgangspunkt. Es wurde bis zur Abstraktion abgewandelt, lediglich der Titel (ein Verweis auf das Magensäuremittel) weist auf die kulinarische Herkunft des Bildes hin. Grunewalds Arbeit befasst sich jenseits der Tradition der abstrakten minimalistischen Malerei mit der Dichotomie zwischen Original und Reproduktion, Massenanfertigung und Handarbeit, Kunst und Industrie. Er untersucht die Schnittstellen dieser multiplen Felder durch seinen experimentellen Umgang mit dem Material und entwirft eine Erzählung im Ausstellungsraum, die den Betrachter einlädt sich Gedanken über Produktion, Inhalt und Wirkung von Bildern in unserem Alltag zu machen.

Anlässlich der Ausstellung erscheint eine Publikation, welche aus einer Kooperation zwischen Manor Grunewald und Vera Kox hervorgeht.


MANOR GRUNEWALD wurde 1985 in Gent (Belgien) geboren, wo er zur Zeit auch lebt und arbeitet. Zu seinen letzten Einzelausstellungen zählen: Like/Share (mit Olivier Kosta Tefhaine), Galerie Jeanroch Dard, Brüssel (2014); Organic Mess, Ludlow Studios, New York (2014); The Man That Bends Rivers, Heimat, Antwerpen (2014); Unhelpful Hunt (Ze hat is not mine - I’m just trying it on for size); Chaplini / Berthold Pott Gallery, Köln (2013); One day she hears her voice calling her to the attic, Volta 9, Basel (2013); Life’s a beach and then you die..., Gallery Fortlaan 17, Gent (2013); Veil of the invisible one, Ricou Gallery, Brüssel (2012); Up to maximum freedom, or down to the ant heap, Highlight Gallery, San Francisco (2012); I always wanted to be David Copperfield, but I turned out to be a Painter, Gallery Fortlaan 17, Gent (2011). Zu seinen jüngsten Gruppenausstellungen zählen: Politics Of Surface, Berthold Pott Gallery, Köln (2014) und Bien? Ou Bien!, Mon Chéri, Brüssel (2014). Manor Grunewald wird im im März 2015 Glances Closer to Blindness, eine Einzelausstellung bei RH Contemporary, New York präsentieren.

VERA KOX wurde 1984 in Frankfurt geboren. Sie lebt und arbeitet in Berlin und Luxemburg. Sie studierte am University College for the Creative Arts, Canterbury und am Goldsmiths College, University of London (2010). Zu ihren letzten Einzel- und Duo-Ausstellungen zählen: Ponderous Push, Green Is Gold, Kopenhagen (2014); Reassuring Inertia, Künstlerhaus Bethanien, Berlin (2014); The marks you make, when you try to make a pen work again, Minibar, Stockholm (2013); Temporary forms and permanent doubts (mit Dag Erik Elgin), Galleri Opdahl, Stavanger (2013); Punctuating (mit Rowena Harris), La Scatola Gallery, London (2012); Apart at the seams (mit Tom Mills), the Woodmill, London (2011); Words to mouth, Van Horbourg, Basel (2011). Vera Kox war 2014 Stipendiatin des Atelierprogramms am Künstlerhaus Bethanien, Berlin. Ab Januar 2015 wird sie ein Stipendiaten-programm am Art Space Geumcheon in Seoul (Korea) antreten.