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Vom 30. August bis 22. November 2009 präsentiert das Sprengel Museum Hannover „Märchenwald. Schattenwelten und Fabelwesen“. Die Ausstellung beschäftigt sich mit den Vorstellungen und Darstellungen des Waldes und seinen Bewohnern aus der Mär-chen- und Fantasiewelt: Hänsel und Gretel verirren sich im Wald, Rotkäppchen begegnet dem Wolf und Schneewitt-chen findet Zuflucht bei Zwergen in den unergründlichen Tiefen des Waldes … Der Wald hat seit jeher die Fantasie beflügelt, geheimnisvoll und dunkel beheimatet er fantastische Wesen, kann Naturidylle und Rückzug versprechen, aber auch Angst und Grauen. Die Gemälde und Zeichnungen von Armin Boehm (Berlin), Uwe Henneken (Ber-lin), Philip Jaan (Köln und Maastricht) und Martin Mannig (Dresden) sowie die Grafik-folge „Wunderhorn“ von Max Ernst aus der Sammlung des Museums und eine Skulptur von Thomas Grünfeld (Köln) zeigen die verschiedenen Facetten dieses geheimnisvollen Ortes und bevölkern ihn mit fantastischen Gestalten.

Der Zwerg, das Rotkäppchen und die Hexe in den Bildern von Martin Mannig (geb. 1974) führen in die Welt der Märchenfiguren, die allerdings ambivalente Vorstellungen auslösen können. Seine Protagonisten der Grimmschen Märchen sind so böse wie un-schuldig und verkörpern das Gute und Schöne ebenso wie das Hässliche und Abstruse.

Auch die großformatigen Gemälde Uwe Hennekens (geb. 1974) konfrontieren mit einer Fantasie- und Märchenwelt. In grellen Farben erzählt er von wundersamen Reisen in Landschaften mit dramatischen Wolken und wuchernden Gewächsen in verwunschenen Wäldern. In wilden Landschaften arkadischen Typs, die an Naturdarstellungen aus der Romantik erinnern, nisten sich geheimnisvolle zwielichtige Figuren ein, die eine verfüh-rerische, beängstigende wie humorvolle visuelle Narration suggerieren.

Das großformatige Gemälde „Paintball“ von Armin Boehm (geb. 1972) entwirft in grell-bunten Farben das Szenarium eines heiklen Spiels. Seine fiktionale Bildwelt wird von Kleinkindern bevölkert, die sich in einer aus der Romantik entlehnten Baumlandschaft bewegen. Dargestellt ist ein Gotcha-Spiel (Paintball) – ein Geländespiel, bei dem es dar-um geht, den Gegner mit einer Farbpatrone, dem Paintball, abzuschießen bzw. zu mar-kieren. Hintergrund der an Fantasy-Klischees grenzenden Bildästhetik und der betont illustrativ dargestellten Szene ist ein kritischer Bezug auf Konsumterror und Spaßgesellschaft un-serer heutigen Wirklichkeit.

Die Folge der Zeichnungen „For Something to Happen to me“ von Philip Jaan (geb. 1980) zeigt den Wald als dunklen Ort. Jaan spielt mit den Ängsten und Vorstellungen, die den Wald als eine abgründige undurchdringliche Tiefe fantasieren.

Mit den Bildern von Jaan, Boehm, Henneken und Mannig präsentiert die Ausstellung Positionen gegenwärtiger Malerei der letzten fünf Jahre.

Mit Max Ernsts „Lewis Carrolls Wunderhorn“ schlägt die Ausstellung einen Bogen zur Klassischen Moderne aus der Sammlung des Sprengel Museum Hannover. Die wunder-samen Wesen auf den Blättern von Max Ernst beziehen sich auf „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll und zeigen in 36 Lithografien die wunderbare Welt „hinter dem Kanin-chenloch“. In diesen Bildern sind Frottagen aus Pflanzenteilen, Hölzern oder Steinen, mathematischen und physikalischen Zeichnungen, Formen aus Naturkunde und Völker-kunde zu einer „fröhlichen Logik“ zusammengefügt. Da wird der Abdruck einer Pflanze zu einem wunderschönen Rock oder ein Fisch zu Kopf und Hut einer kleinen Gestalt. Alles kann sich verwandeln und zwischen den Welten balancieren und jedes Blatt eine neue Geschichte erzählen.

Die Tierskulptur von Thomas Grünfeld ist ein Mischwesen aus Körperteilen ausge-stopfter Tiere. Ähnlich wie Max Ernst arbeitet er mit dem Prinzip der Collage und kon-struiert aus Pelikan, Känguru und Pferd sein „misfit“ aus dem Jahr 2003 als die künstle-rische Erfindung eines Fantasiewesens, das durch Genmanipulation entstanden sein könnte.

Die Ausstellung wird auf dem Museumsplatz in einer eigens dafür gebauten Architektur präsentiert. Eingerahmt wird diese Präsentation von einer Installation aus Bäumen für Kinder, die Möglichkeiten bietet, eigene Fantasien und Geschichten zu den ausge-stellten Bildern und den Vorstellungen des Waldes und seiner Bewohner zu erfinden, aufzuschreiben oder zu zeichnen.

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Märchenwald
Schattenwelten und Fabelwesen

Künstler: Armin Boehm, Uwe Henneken, Philip Jaan, Martin Mannig, Max Ernst
Kuratorin: Frau Sand