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18.01.2020 – 10.06.2020

Finissage & Editionspräsentation
Wenn2 MARCUS GEIGER kuratiert von Stefan Bidner
WIEN, 10.06.2020 17-20 Uhr
Editionspräsentation "Wenn2", Frottee-Hütchen, Die Farbe des Geldes

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AUSSTELLUNG

MARCUS GEIGER - Wenn2
Eröffnung 17.02.2020 um 19:00 Uhr
(18.01.-21.03.2020)

MacGeiger der Kunst
Über Jahrzehnte produzierte und sammelte Marcus Geiger Schwarzweiß-Fotokopien von seinen Arbeiten, um ein einzigartiges Kaleidoskop entstehen zu lassen. Die in der Galerie Thoman gezeigten 34 „Originalkopien“ spiegeln die Essenz seines Œuvres wieder und geben Einblicke in sein Schaffen, welches stark mit seiner Persönlichkeit verstrickt ist. Geiger ist ein präziser Skeptiker mit doppelsinnigem Verstand. Auf den ersten Blick sehen wir eine klassische Galerieausstellung mit 34 gerahmten Arbeiten. Spätestens da sind wir dem Künstler sprichwörtlich auf den Leim gegangen.

Indem Geiger Schwarzweiß-Kopien zu Originalen erklärt, verwirrt er die Erwartungshaltung des Kunstkonsumenten: zwischen Original und Kopie herrscht noch immer die Idee vor, dass eine Kopie eine Art Ersatz für das Original ist. Walter Benjamin lieferte 1935 in seiner Schrift «Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit» dafür eine Erklärung. Dem Original sei seine Einzigartigkeit gegeben, seine Aura, weil es zunächst in einem kultischen Kontext gestanden habe. Von diesem habe es sich allmählich entfernt, Kunstwert und damit der Ausstellungswert seien in den Vordergrund getreten. Im Zuge der Reproduzierbarkeit beschleunigt sich der Blick des Betrachters und alles läuft auf eine Kultur der Ablenkung hinaus. Benjamins These zielt auf einen medialen Wandel vom Bild zum Foto oder zum Film. Geiger selbst setzt sich über all das hinweg, weil er sie eben als „Originalkopien“ bezeichnet. Für die Ausstellungseröffnung produzierte der Künstler zusätzlich eine „Bar“, die im Außenbereich der Galerie aufgestellt wird. In signifikanter Art und Weise zimmerte der Künstler aus Holzverschnitten, die im Keller der Galerie gefunden wurden, einen funktionstüchtigen Tresen, inklusive eingelassener Aschenbecher.

Der von Claude Lévi-Strauss 1962 in die Anthropologie eingeführte Begriff Bricolage (von frz. bricoler - herumbasteln, zusammenfummeln), steht für ein Verhalten, bei dem der Akteur (Bricoleur) mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen Probleme löst, statt sich besondere, speziell für das Problem entworfene Mittel zu beschaffen (Wikipedia).

Musterbeispiele eines Bricoleurs sind der Fernseh-Serienheld MacGyver und der Künstler Marcus Geiger.

P.S.1: Die Ausstellung Marcus Geiger „Wenn 2“ zelebriert eine nunmehr 25-jährige Freundschaft zwischen Marcus Geiger und Stefan Bidner.

P.S.2: Danke an Klaus und Elisabeth Thoman

Mag. Stefan Bidner

Marcus Geiger, geboren 1957 in Muri, Schweiz. Von 1978 bis 1982 studierte er an der Akademie für Bildende Kunst Wien bei Prof. Lois Egg in der Meisterklasse Bühnenbild. Seitdem lebt und arbeitet er in Wien. Internationale Bekanntheit erlangte er hauptsächlich durch Projekte im Urbanen und institutionellen Raum, die dessen Wahrnehmung beeinträchtigen, indem sie verdrängte, unterdrückte oder übersehene Zusammenhänge und Ordnungen offenlegen. So etwa bei seinen Projekten bei der Manifesta 3 in Ljubljana, in der Wiener Secession, im Sozialwohnungsbau Brauerei Liesing oder bei der 6. Berlin Biennale. Seine Werke waren u.a. im 21er Haus Wien, Kunsthaus Zürich, Kunstverein München, Kunstmuseum St. Gallen, der Bawag und in der Generali Foundation Wien zu sehen. Von 2010-2011 hatte Marcus Geiger eine Gastprofessur an der Academy of Fine Arts Prague inne.