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Maria Petschnig setzt sich in ihren Arbeiten aus feministischer Perspektive mit dem weiblichen Körper und dem Blick auf diesen auseinander. In teils humorvollen Inszenierungen verfremdet sie mit Kleidungsstücken den eigenen Körper und zeigt in ihren Videos, Performances und Fotoarbeiten die grotesken Veränderungen, die sich daraus ergeben. In der Auseinandersetzung mit dem Blick auf ihren Körper hinterfragt sie mediale Darstellungsweisen normierter weiblicher Körper und thematisiert so Fragen zu Schönheit, Sexualität, Identität und Voyeurismus. In der Stadtturmgalerie Innsbruck sind vier Videoinstallationen von Maria Petschnig zu sehen. Am Eröffnungsabend zeigte die Künstlerin eine neue Performance mit dem Titel Fam. Begutz, in der die Grenze zwischen Öffentlichem und Privatem in Frage gestellt und verwischt wird.

Ihre Performances führte Petschnig zunächst nur „privat“ auf; sie dienten ihr als Ausgangspunkt für Zeichnungen und Malereien und erst später für ihre Videoarbeiten. In Live-Performances verfolgt sie den Ansatz weiter, ihren Körper mit selbst genähten textilen Konstruktionen und zweckentfremdeten Kleidungsstücken zu verändern. In einem Nebenraum filmt sie diese mit der Videokamera und projiziert die Aktionen zeitgleich auf eine Leinwand. Die Gleichzeitigkeit von Performance und Projektion verbindet sie mit den BetrachterInnen, die räumliche Trennung erzeugt jedoch eine Distanz, die den Blick auf ihren Körper nur medial vermittelt zulässt. „Wenn ich meine private Performance in eine öffentliche Umgebung, etwa einem Ausstellungsraum, verlege, fungiert die Videokamera als Medium zwischen mir und dem Publikum. Dabei vereine ich die Rolle der Performerin und der Kamerafrau und ich sehe dies als Ausdruck eines neuen, erweiterten Begriffs feministischer Selbstverständlichkeit.“ (Petschnig)

In der Ausstellung sind vier Videoarbeiten in teilweise wohnzimmerartigen Settings zu sehen, die den Eindruck privater Räumlichkeiten erzeugen. Ausgangspunkt des Videos Pareidolia (2008) ist eine Performance von Maria Petschnig in einer leerstehenden Wohnung in Brooklyn, die sie für die Kamera nochmals aufführt. Die Künstlerin steht abends bei Dunkelheit an einem beleuchteten Fenster; mit dem Aus- und Einschalten des Lichtes zeigt sich mit verschiedenen Verkleidungen eine jeweils andere Körperskulptur, die an groteske Gesichter und Fratzen erinnern. Petschnig bricht so den voyeuristischen Blick der Betrachter, der scheinbar vom Blick der Gesichter auf ihrem Oberkörper zurückgeworfen wird. In der Videoarbeit Minnie (2007) trägt Maria Petschnig ein weißes T-Shirt mit einem Aufdruck der Comicfigur Minnie. In einem burlesken Striptease entledigt sich die Künstlerin allmählich ihrer zahlreichen übereinander getragenen Kleidungsstücke. Sie präsentiert sich dabei in unterschiedlichen Kostümierungen, die an Reizwäsche erinnern, aber in einer ironisch verfremdeten Art und Weise den weiblichen Körper absurd deformieren. Dabei persifliert Petschnig die Stripteaseposen nicht bloß, sondern lotet vielmehr die Möglichkeiten aus, wie der Blick auf den weiblichen Körper in mehrdeutigere Bahnen gelenkt werden kann.

Beim Filmen des Videos Kip Masker (2007) hält Maria Petschnig die Kamera in der eigenen Hand, während sie ihren Körper aufnimmt. Dabei werden einzelne Körperteile von der Videokamera isoliert, zumeist sind Ausschnitte und herangezoomte Körperteile zu sehen, wobei die Bilder manchmal gedreht und auf den Kopf gestellt werden. Mit dieser Vorgangsweise definiert sie selbst die Sicht auf ihren Körper; andererseits erzeugt sie durch diese irritierenden Perspektiven geradezu „geschlechtsverwirrende Bilder“ (Dietmar Schwärzler), während die fragmentierten Körperteile skulpturale Qualität erlangen. In ihrem jüngsten Video Born to Perform (2009) verschränkt die Künstlerin unterschiedliche zeitliche Ebenen miteinander. Super-8-Aufnahmen ihres Vaters, die sie und ihre Zwillingsschwester als Kinder in ihrer familiären Umgebung zeigen, sowie neu gefilmte Sequenzen werden Bildern des Körpers der erwachsenen Künstlerin in fetischähnlichen Verkleidungen gegenübergestellt. „Born to Perform ist jedoch keine nostalgische Reise in die Kindheit, sondern der Versuch, persönliche Geschichte und künstlerische Praxis auf eine Weise miteinander in Beziehung zu setzen, die alternative Lesarten sowohl der Vergangenheit als auch der Gegenwart generiert.“ (Manuela Ammer)

Die Arbeiten von Maria Petschnig wurden in zahlreichen Gruppenausstellungen und Filmfestivals gezeigt; Videoinstallationen sowie Performances waren zuletzt in der Ausstellung „Open Space Uncurated – Creative Migration“ im Austrian Cultural Forum, New York, in der Galerie On Stellar Rays, New York sowie in der Ausstellung „Greater New York“ im MoMA PS1, New York zu sehen. Maria Petschnig wurde 1977 in Klagenfurt geboren. Sie lebt und arbeitet in New York. Studium an der Akademie der Bildenden Künste, Wien (Malerei), der Wimbledon School of Art, London, und dem Royal College of Art, London.

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Maria Petschnig
Video Performances
Kuratorin: Karin Jaschke

Ort: Stadtturmgalerie