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Disziplin- und medienübergreifend arbeitet Marianna Christofides hauptsächlich mit Installationen, Film und Text. In ihren Werken werden Bilder als Dokumente von Geschichten und Orten betrachtet, die das Potential haben, neu gestaltet zu werden. Konstitutiver Teil ihres Vorgehens ist die Übertragung in ein anderes Medium und dadurch in eine andere Zeitlichkeit. Auch sind die Werke immer Ergebnis der Begegnung der Künstlerin und ihrer eigenen Biografie mit den Orten selbst. Christofides’ Arbeit ist eine Reise, die auf ihrem Weg Medien, Raum und Zeit zerlegt. In Sequenzen von Bildern, Wörtern und Objekten nähert sie sich einem Geschichtsort oder entwirft durch den Prozess der Annäherung einen solchen neu.


Marianna Christofides’ erste Ausstellung bei Campagne Première zeigt neben einer Auswahl an Fotografien und Papierarbeiten zwei größere Installationen. "Timecode für Erzählstimme" (2013) ist eine dreiteilige Arbeit, die einerseits die Flüchtigkeit und Potentialität, andererseits die genaue Einschreibung von Erinnerung thematisiert.

"blueville" (2013) besteht aus einem Wespennest, das die Künstlerin auf einem Balken thronend im Dachstuhl eines Hauses auf Zypern fand. Sie übertrug das Nest auf makellosen, weißen Marmor aus Attika und lässt es so geschützt und beleuchtet von Ort zu Ort wandern. Räumliche Verlagerung, zeitliche Verschiebung und ein freier Transfer zwischen den Medien und Modi der Produktion sind wesentlich in der Arbeit Christofides’. Solche Sprünge erzeugen ein vielschichtiges kulturelles Gewebe mit neuen Topografien in Bildräumen aus vorgestellten und faktischen Elementen.



Das Titelwerk "Here let me stand" (2013, HD Video mit Ton | 4:3 | 29'42'' loop) bezieht sich auf einen umfangreichen Folianten von 1881 mit dem Titel "Cyprus Antiquities – Excavated by Major Alexander Palma di Cesnola" in den National Archives of London. Der Band zeigt archäologische Funde von bestechender Präzision und hoher Auflösung.
Betrachtet man heute diese Fotografien, die von einer subjektiven, willkürlichen Klassifizierung, sowohl chronologisch als auch topographisch, Zeugnis ablegen, wird man sich der Fiktionalität dessen bewusst, was auf dem fotografischen Papier gedruckt mittlerweile seine eigene Historizität erlangt hat. In dem Video "Here let me stand" werden diese statischen Bilder in einer langsamen, kontinuierlichen Kamerafahrt vereint. Collage und Montage treffen sich unmerklich in einer Arbeit, die das faktisch Wahrgenommene im künstlerischen Prozess hinterfragt und poetisch nachformt, um das Scheinbare der Realität durch die Schaffung zahlloser divergierender Ausgaben der Wirklichkeit aufzuzeigen.

Marianna Christofides, geb. 1980 in Nikosia (Zypern), lebt und arbeitet in Köln. 2011 vertrat die Künstlerin Zypern bei der 54. Biennale in Venedig. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter Stipendien der Stiftung Kunstfonds; Künstlerhaus Schloss Balmoral; Alexander S. Onassis Stiftung; Kölnischer Kunstverein und Imhoff Stiftung und war nominiert für den 8. Deste Preis in Athen. Derzeit ist sie Stipendiatin der Villa Aurora, Los Angeles. Jüngste Ausstellungen ihrer Werke fanden statt im National Museum of Contemporary Art, Athen; Gasworks, London; Kölnischer Kunstverein; Museum für Fotografie, Braunschweig; Museum für Gegenwartskunst Siegen; Kunsthalle Bremen und BOZAR Palais des Beaux-Arts, Brüssel.


Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte die Galerie unter gallery@campagne-premiere.com.

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MARIANNA CHRISTOFIDES. Here let me stand

artist/s:
Marianna Christofides