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Der Marion Ermer Preis wird in diesem Jahr bereits zum 11. Mal an junge Künstlerinnen und Künstler vergeben, die an den traditionsreichen Hochschulen des deutschen Ostens ausgebildet wurden. Jedes Jahr wählt eine international besetzte Jury vier Preisträger aus, deren Arbeiten dann in einer gemeinsamen Ausstellung präsentiert werden. In Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden richtet die Marion Ermer Stiftung die Ausstellung in diesem Jahr wieder im Oktogon aus, dem Ausstellungsraum der HfBK Dresden.

Jury des Marion Ermer Preises 2011: Axel Lapp, Kurator der Ausstellung; Dirk Luckow (Deichtorhallen Hamburg); Beatrix Ruf (Kunsthalle Zürich); Sabine Maria Schmidt (Museum Folkwang Essen); Christian Sery (Hochschule für Bildende Künste Dresden).

Auch in diesem Jahr bietet die Ausstellung zum Marion Ermer Preis einen faszinierenden Einblick in zeitgenössische künstlerische Produktion.

Loretta Fahrenholz präsentiert mit der Videoarbeit Que Bárbara (2011) einen reflektierten Blick auf die Inszenierungen von Kunst. Sie beobachtet die Vorbereitungen für eine New Yorker Ausstellung, folgt der Künstlerin bei ihren letzten Besorgungen und inszeniert reflexive Gespräch um Alltägliches und um die Entwicklung künstlerischer Prozesse. Wie schon in früheren Arbeiten untersucht sie die Produktionsbedingungen von Kunst und die Vorraussetzungen ihrer Rezeption. Darüber hinaus zeigt sie die Fotoserie Europa (1996/2011), die ebenfalls die Themen Rollenspiel und Inszenierung behandelt.

In seiner 4-Kanal-Videoinstallation Nebahats Schwestern untersucht Emanuel Mathias das Verhältnis zwischen der zeitgenössischen Realität und der historischen Fiktion. Er lässt drei Istanbuler Taxifahrerinnen Schlüsselszenen aus dem bekannten türkischen Film Soför Nebahat von 1960 nachspielen. Nach 50 Jahren ist die Nebahat des Films – mit ihrer Lederjacke, der ins Gesicht gezogenen Schiebermütze und der gespielten Härte – immer noch Referenz und Identifikationsfigur dieser Frauen. Interviews mit den Protagonistinnen über ihr Rollenbild und ihre fiktive Vorgängerin ergänzen die Arbeit.

Jens Schuberts Linolschnittunikate sind Sammelsurien von Motiven unterschiedlichster Herkunft. Es finden sich geometrische Formen und Muster, stilisierte Augen von Pfauenfedern, bemalte Ostereier, Wolkenbilder, Masken, organische Ranken, ein Labyrinth, die Krone und die Fackel der New Yorker Freiheitsstatue – vieles erkennt man aber vieles entzieht sich auch jeder Zuordnung. Es geht um die Darstellung, die Kombination und die Akkumulation von Abbildern – und immer auch um Bildwissen und Assoziation.

Auch Claudia Schötz geht es um das Sichtbarmachen künstlerischer Prozesse, wenn sie mit I gave you a house but you didn’t haunt it (2011) die Herstellung eines Werks als Performance in dieser Ausstellung inszeniert. Arbeiter realisieren an vorbestimmten Tagen während der Öffnungszeiten einen monumentalen Kubus (3 x 3 x 3 m) aus Holz. Das Besonders an dieser produktiven Performance ist, dass sie ohne Geräusch entsteht: Kein Wort wird gewechselt, alle Werkzeuge sind schallgedämmt, die Bewegungen bedachtsam.

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Marion Ermer Preis 2011
Kurator: Axel Lapp
Jury: Axel Lapp, Dirk Luckow, Beatrix Ruf, Sabine Maria Schmidt, Christian Sery

Künstler: Loretta Fahrenholz, Emanuel Mathias, Claudia Schötz, Jens Schubert.