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Eröffnung, 8. Mai 2008 von 19 – 21 Uhr

„Durch die gläsernen Wände rechts und links sah ich gleichsam mich selbst, mein Zimmer, meine Kleider, meine Bewegungen – tausendfach wiederholt. Das gab mir neuen Mut, ich empfand mich als Teil eines gewaltigen, einheitlichen Organismus.“ (Evgenij Zamjatin. Wir (My), geschrieben 1921))

Spätestens seit Orwells 1984 ist die Diskussion über und um die ständig sich weiter entwickelnde Technik für Überwachungsmaßnahmen nicht mehr abgebrochen. Obwohl Orwell kaum voraussehen konnte, welche technischen Möglichkeiten durch die Entwicklung der Elektronik inzwischen für die lückenlose Überwachung existieren.

Mark Peppers Werk bewegt sich zwischen Installation, Fiktion und Wirklichkeit. In seiner ersten Einzelausstellung bei M+R Fricke wandelt Pepper den Raum in einen öffentlichen Ort der „gläsernen“ Gegenwart um. Jedoch nicht, wie Scheerbart sie enthusiastisch in seiner Glasarchitektur beschrieben hat (1914). Peppers Interpretation eines gläsernen Raumes entspringt vielmehr der Vorstellung von Total-Überwachung, die er mental und ideell als gläsernen Raum beschreibt. In seiner Installation sind die Überwachungsmechanismen für die im Raum befindlichen Menschen nicht sichtbar. Lediglich scheinbar versteckte Einbauten wie Monitore, auf denen Bilder ablaufen könnten und wenige weitere technische Details, lassen erahnen, in welche Situation er den Betrachter hineinschmuggelt.. In der Installation Augapfel hat er den Raum in eine Zelle umgewandelt, die nur durch die hinzugefügten Attribute dem sensiblen Betrachter antagonistische Gefühle überstülpt: einerseits hat er einen öffentlich zugänglichen Raum betreten, andererseits übt dieser Raum durch seine Kargheit eine beklemmende Enge aus, die nichts mehr mit Öffentlichkeit zu tun hat. Die Transparenz zwischen Innen und Außen wird klammheimlich durch das Betreten des Raumes unterbrochen, da er die Mechanismen, die eine Überwachung deutlich machen, nur andeutet. Eine anderslautende Interpretation ist immer noch möglich, wenn auch unwahrscheinlich.

Die bildnerischen Arbeiten, die Pepper für diese Ausstellung geschaffen hat, folgen oberflächlich gesehen demselben voyeuristischten Prinzip wie dem der Kamera: man kann sie aus der Ferne durch das Glas des Fensters von der Strasse wahr nehmen. Trotzdem besteht ein großer Unterschied, weil man nicht an sie herantreten,, sie also nicht „anzoomen“ kann. Hier bleibt die Distanz oder weiter gedacht, die Intimsphäre zwischen Betrachter und Objekt gewahrt.

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Mark Pepper
Augapfel lefpaguA