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Ein Wesensmerkmal der elektronischen Bilderwelt ist, dass die Bilder sich ihrer Materialität und ihres Bildträgers entledigt zu haben scheinen. Der Maler und Installationskünstler Markus Huemer trägt dieser Feststellung ironisch Rechnung. Vögel siedeln sich zaghaft, ja verunsichert auf großformatigen Leinwänden an, und zwar so, dass sich ihre Bilder eher zögerlich, spärlich und scheinbar nur für eine kurze Zeit auf dem Malgrund niederlassen. Genauer: Vergrößerte Rasterpunkte aus Gemälden von Sigmar Polke mutieren durch jeweils zwei Beinchen zu freiheitsliebenden Vögeln. Dass es sich in einer fast zynisch-überheblichen Art weniger um Malerei, als vielmehr um das zufällige Verweilen der Vögel auf einem Bildträger handelt, zeigt sich spätestens an den noch ungrundierten und teilweise noch unfertig aufgespannten Leinwänden. Das heitere Szenario offenbart so sehr schnell seinen medienkritischen Ansatz, das mit “Neue Bösartigkeit” betitelt ist.

Bilder, bei denen Vögel die eigentlichen Protagonisten darstellen, scheinen sämtliche Vorurteile gegen die moderne Kunst einzulösen. Das Klischee, wonach von Tieren gemalte Bilder oft nicht von denen abstrakter Künstler zu unterscheiden sind, findet somit in Huemers Werken eine humorvolle Bestätigung. Sein eigentliches Interesse gilt jedoch wie sooft der Visualisierung von kunsthistorischen Verweisen oder Verfahren. Der Malvorgang wird durch einen mehr oder weniger zufälligen Prozess der Bildfindung ersetzt. Nicht das künstlerische Ergebnis, sondern der mehr oder weniger programmiert zufällige Entstehungsprozess (Random) rückt ins Zentrum der Aufmerksamkeit.

Diese programmierte Unvorhersehbarkeit ist ferner eine Anspielung auf die römisch-antike Tradition, wonach staatstragende Entscheidungen von Vogelschauen (Auspizien) abhängig gemacht wurden. Die vorgenommene Deutung des Vogelfluges sollte den göttlichen Willen und die Geschicke der Zukunft verständlich machen. In Huemers Bilder wird diese antike Form der Weissagung dahingehend modifiziert, indem die Vögel nicht nur Zeichen sind, sondern auch Zeichen setzten, die der Betrachter aufgefordert wird, zu deuten. Zeichen sind die Vögel insofern, als sie in ihrer optischen Präsenz das Kunstwerk bestimmen und den Prozess der Bildfindung im Zeitalter elektronischer Bilder ironisch kommentieren. Pressetext

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Markus Huemer - Neue Talentlosigkeit