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Seit Beginn seiner künstlerischen Arbeit setzt sich Markus Müller (*1970) ausschliesslich mit Skulptur auseinander. Seine Installationen und Objekte zitieren Gegenstände, die dem Betrachter bekannt sind, mit denen er vielleicht sogar seinen Alltag verbringt und die ihn trotzdem immer etwas perplex machen, denn was man sieht, ist nie das, was es zu sein vorgibt. Markus Müllers Objekte stellen Dinge dar, die an sich nicht den Status eines Kunstwerks besitzen. Für das Wocher-Panorama entwickelte er eine Beton-Möbelgruppe, die aus verschiedenen Sitz-Liege-Möbeln besteht und in ihrer Formensprache und Gruppierung an die Wohnlandschaften der 60er und 70er Jahre erinnert. Sie könnte einst auch in einem Park gestanden und Familien oder Liebespaare zum ausruhen animiert haben. Das Alter ist der Oberfläche anzusehen – Kanten und Ecken sind abgeschlagen, die rohe Beton-Oberfläche von Wasserläufen und Flechten verfärbt. Die Skulpturengruppe greift die Architektur des Wocher-Pavillons aus den 60er Jahren auf – die Oberfläche korrespondiert mit der rohen Betondecke und den -pfeilern – und nimmt gleichzeitig Bezug auf den Standort des Wocher-Panoramas im Schaudaupark. In seinen Arbeiten greift Markus Müller Architektur und Design vergangener Epochen sowie verschiedene Kunststile des 20. Jahrhunderts auf. Davon zeugt die abstrakt-expressionistische Skulptur, die auf dem grössten Element in die Höhe ragt. Die Sitzgruppe ist keineswegs gemütlich, wie wir sie uns heute in einem Park wünschen. Die vielen Grautöne und die Fokussierung des Lichtes vermitteln eher die düstere Stimmung einer Höhle. Die Kälte der Beton-Architektur der Moderne wird auf die Spitze getrieben und beklemmend spürbar gemacht. Markus Müller schärft damit unsere Wahrnehmung von solcher Ausgestaltung des öffentlichen Raums. Als Ausgangsmaterial verwendet Markus Müller meist Spanplatten, Sperrholz und Dachlatten, die er durch die Bearbeitung der Oberflächen und deren Bemalung in rosa Marmor, Knochen, Achat, edle Hölzer oder Beton verwandelt. Die massiv wirkenden Betonkuben im Wocher-Panorama hat Markus Müller aus Spanplatten zusammengefügt, ausgehend von den handwerklichen Techniken des Schreiners. Mit seinem Spiel von Sein und Schein fügt sich der Künstler in die Geschichte der Malerei ein. Seine gemalten Imitationen wertvoller Materialien, seine Vortäuschungen von Natur und Kultur erinnern an die Tromp-l'œils in Kirchen ebenso wie an den Theaterkulissenbau. Doch der Künstler will uns nicht gänzlich hinters Licht führen; er macht die Täuschung bewusst sichtbar. Die veränderte Wahrnehmung seiner Volumen in Bezug auf Gewicht, Dichte, Wert und Funktion thematisiert die Frage der Repräsentation und unser Verhältnis zu Kunst und Authentizität.

Biografie Markus Müller, geboren 1970 in Teufen, Appenzell, lebt und arbeitet in Basel. Einzelausstellungen im Kunsthaus Glarus (2006), im Museum für Gegenwartskunst Basel (2002), im Kaskadenkondensator Basel (1999) und in der Passage Zürich (1998) sowie Beteiligung an zahlreichen Gruppenausstellungen.

Veranstaltung: Paarläufe zwischen Kunst und Literatur Kunst und Literatur im Dialog auf verschiedenen Plattformen: als performative Veranstaltung, Heftbeilage und Ausstellung. Eine Projektreihe, konzipiert vom Literaturhaus Zürich und dem Kunst-Bulletin, zusammen mit dem Kunstmuseum Thun.

Veranstaltung mit der renommierten Schweizer Schriftstellerin Ruth Schweikert und Markus Müller in der Reihe Paarläufe am Mittwoch, 31. Mai, 19 Uhr, im Wocher-Panorama Thun.

Pressetext

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Markus Müller – Concrete
im Wocher-Panorama