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EVA SCHLEGEL, KOMMISSÄRIN ÜBER MARKUS SCHINWALD

Markus Schinwald setzt sich in seiner Arbeit in Venedig mit dem von Josef Hoffmann 1934 geschaffenen österreichischen Pavillon, einem der markantesten Gebäude in den Giardini und dessen Umgebung, auseinander. Markus Schinwald, der vorwiegend im Ausland – u. a. in Zürich, Frankfurt, Brüssel und Budapest – erfolgreich komplexe Installationen in verschiedenen Museen und Kunstinstitutionen realisiert hat, kann auf ein umfangreiches OEuvre zurückgreifen. In seinen Arbeiten verbindet er performative mit bildnerischen, skulpturalen, filmischen und architektonischen Elementen. Subtil spürt Schinwald Dispositiven der Kontrolle, Disziplinierung und Selbstkorrektur nach. Sie schreiben sich in den menschlichen Körper ein, formen, durchdringen ihn und werden als psychologisch aufgeladene Innenwelten wieder an der Körperoberfläche sicht- und spürbar. Diese Arbeitsweise reflektiert auch sein Beitrag zur Biennale: Der Betrachter wird selbst zum Performer, der Pavillon zur geschlossenen Bühne. Durch die Zerlegung des Innenraums in vertikale Achsen entsteht eine neue Form der Wahrnehmung, die den menschlichen Körper zum Bezugssystem der Gliederung erhebt: „Obwohl diese baulichen Komponenten natürlich architektonische architektonische Elemente sind, bieten sich für mich eher Termini aus der Psychoanalyse an, ist doch der geschaffene Raum mehr ein dissoziativer als tatsächlich fragmentiert – oben klaustrophobisch, unten nichts. Oder, wenn man so will, der Kopf in der Neurose, der Schritt in der Psychose. Anders als bei den räumlichen Skulpturen von Bruce Nauman oder Robert Morris ist in diesem Fall aber der räumliche Eingriff nicht autonom, sondern zugleich eine Art Bühnensystem oder Environment für das Display verschiedener Arbeiten. Es ist ein Versuch, einerseits unterschiedliche Elemente zu etablieren, durch kontrastierende Platzierungen aber gleichzeitig eindeutige Zuschreibungen zu verhindern”, erklärt Markus Schinwald. Im Kontext von Bice Curigers Generalthema ILLUMInations verhandelt Markus Schinwald die Darstellung und Manipulation von Raum, Zeit, Licht und Schatten. Er verändert nicht nur die Erfahrung des Raums durch ein Moment der Störung zwischen Sichtbarem und Verborgenem, sondern belässt und thematisiert auch Architektur und Geschichte des Pavillons in all ihren Brüchen, Rissen und Fehlstellen und schafft es somit, Abgründiges gesellschaftspolitisch zu visualisieren. Sowohl in seinen architektonischen Interventionen als auch in seinen Performances, Filmen und Bearbeitungen von Gemälden und Lithografien des 19. Jahrhunderts stellen Störung und Verstörung für eine Veränderung der Wahrnehmung konstitutive Elemente dar. Die psychologische Auseinandersetzung mit Raum und Körper, das Unheimliche und das Unbehagen, das Defizitäre und die irrationalen Tiefen des individuellen und kollektiven Seins stehen im Mittelpunkt seiner künstlerischen Auseinandersetzung. Dabei lenkt Schinwald seine Beobachtung auf den menschlichen Körper mit all seinen Unzulänglichkeiten und die soziokulturelle Umgebung, in die er eingebettet ist. Indem der Künstler den distanzierten, passiven Betrachter in den räumlichen und temporären Rahmen einbindet, wird dieser zum Protagonisten, zu einem aktiv Sehenden, dem die Möglichkeit geboten wird, eigene Analogien und narrative Stränge zu entwickeln und zu verfolgen. Um die Diskussion über mediale Großereignisse wie die Biennale in Venedig zu bereichern, werden im Abstand von zwei Wochen neun Interviews mit international bekannten KünstlerInnen, MuseumsdirektorInnen, KuratorInnen, ArchitektInnen und KritikerInnen, SammlerInnen und GaleristInnen über die Website www.labiennale.at abrufbar sein. Diese von Eva Schlegel initiierte Videoplattform trägt den Titel Approaching Venice (Annäherung an Venedig) und setzt sich kritisch aus verschiedenen Perspektiven mit der Geschichte der Biennale di Venezia auseinander. Biografie 1960 in Hall/Tirol geboren, lebt und arbeitet in Wien. 1979–1985 Studium an der Hochschule für angewandte Kunst Wien bei Oswald Oberhuber. 1997–2006 Professorin für Kunst und Fotografie an der Akademie der bildenden Künste Wien. 2011 Kommissärin des österreichischen Pavillons der 54. Biennale di Venezia 2011. Eva Schlegels Werk umfasst fotografische, objekthafte, aber auch installative Arbeiten, die sie experimentell mit verschiedenen Medien wie der Fotografie und Malerei auf Blei, Spiegel oder Glas auch räumlich umsetzt. Sie thematisiert dabei Grenzbereiche zum Raum unter Berücksichtigung von Wahrnehmung und der Infragestellung von Sehgewohnheiten. Seit 1995 hat Eva Schlegel zahlreiche Projekte im öffentlichen Raum im In- und Ausland realisiert. Ausstellungen (Auswahl) 2010 In Between, MAK Wien; Galerie Krinzinger, Wien; Island, Nexus Kunsthalle Saalfelden; His/Her Nature, Galerie Fortlaan, Gent 2009 CIGE, Beijing; Galerie CUC, Berlin; Galerie Dittmar, Berlin; Galerie Krinzinger, Wien 2008 Galleri Bo Bjerggaard, Kopenhagen; Galerie Nikolaus Ruzicska, Salzburg (mit Joep van Lieshout) 2007 Foto.Kunst, Museum Sammlung Essl, Klosterneuburg; Kulturforum Prag; Galerie Nikolaus Ruzicska, Salzburg; There is no border, Galerie im Taxispalais, Innsbruck; 21 Positions, Austrian Cultural Forum, New York; The Last Seduction, Carrie Secrist Gallery, Chicago; Galerie Six Friedrich – Lisa Ungar, München 2006 Simultan, Fotomuseum Winterthur; Crossover, Koroška galerija likovnih umetnosti, Slovenj Gradec, Slowenien; Galerie Fortlaan, Gent; Dom fotografie / House of Photography, Liptovsky Mikulas, Slowakei; Why Pictures Now – Fotografie/Film/Video heute, MUMOK, Wien; IKOB – Museum für zeitgenössische Kunst Eupen, Belgien; Opera austria, Centro per l’Arte Contemporanea, Prato, Italien; Österreich: 1900–2000. Konfrontationen und Kontinuitäten, Museum Sammlung Essl, Klosterneuburg 2005 Eva Schlegel, Secession, Wien; Galleri Bo Bjerggaard, Kopenhagen; Galerie Six Friedrich – Lisa Ungar, München 2004 Galerie Fortlaan, Gent; Gasart Gallery, Turin; Handlungsanweisungen, Kunsthalle Wien; Paula’s Home, Lentos Kunstmuseum Linz; Galerie Krinzinger (mit Annelies Strba), Wien; Sketches, Architekturforum Tirol, Innsbruck; Permanent 04, Museum Sammlung Essl, Klosterneuburg; Vision einer Sammlung, Museum der Moderne Salzburg 2003 Galerie Cora Hölzl, Düsseldorf; Favorites+, Galerie Fortlaan, Gent; L.A. Women, MAK Center for Art and Architecture, Schindler House, Los Angeles; Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck 2002 Augenblick Foto/Kunst, Museum Sammlung Essl, Klosterneuburg; Stanze II, Museion, Bozen 2001 Margarete Roeder Gallery, New York; Black Dragon Society, Wien; Arbeiten 1991–2000, Museum für Lackkunst, Münster; Szépművészeti Múzeum Budapest (Gruppenausstellung); Shoes or no shoes, Het Nieuwe Museum voor schone Kunsten, Gent; Shanghai Art Museum 2000 Galerie im Taxispalais, Innsbruck; Der Spaziergänger, Künstlerhaus Graz; Summer 00, Margarete Roeder Gallery, New York 1999 Artcore Gallery, Toronto; Franz Graf, Renée Green, Peter Kogler, Eva Schlegel, Hubert Schmalix, Sue Williams, Kunstverein Bratislava; Jahrhundert der Frau, Kunstforum, Wien; Galerie Krinzinger, Wien 1998 L’autriche visionaire, Palais des Beaux-Arts, Brüssel; Photophilie, Gamla Riksarkivet på Riddarholmen, Stockholm 1997 Streetlevel Gallery, Glasgow; Engel:Engel, Kunsthalle Wien; The Austrian Vision, Denver Art Museum; Museo Nacional de Bellas Artes de Buenos Aires; Alpenblick, Kunsthalle Wien 1996 Il Ponte Contemporanea, Rom; Antagonismes, Centre National de la Photographie, Paris; Zwei Zimmer, Galerie Friedrich, Bern; Experimentelle Druckgraphik, Haus der Kunst, München; Wunderkammer Österreich, Kunsthaus Zürich; Galerie Six Friedrich – Lisa Ungar, München; Venen, Galerie Tanja Rumpf, Amsterdam 1995 Österreichischer Pavillon, La Biennale di Venezia, in Kooperation mit Coop Himmelb(l)au, Venedig; Galerie Knoll, Budapest; Galerie Krinzinger, Wien; The Arctic Foundation, Eindhoven; Auf den Leib geschrieben, Kunsthalle Wien 1994 Shoshana Wayne Gallery, Los Angeles; The Photographers’ Gallery, London; Galerie Peter Kilchmann, Zürich; Monochromie und Transparenz, Galerie Knapp, Lausanne; The Austrian Vision, Fundación „la Caixa”, Madrid; Hautnah, Frankfurter Kunstverein 1992 The Boundary Rider, Biennale Sydney 1991 Cadences. Icon and Abstraction in Context, The New Museum of Contemporary Art, New York. Projekte und permanente architektonische Interventionen (Auswahl) 2010 KPMG, Kopenhagen 2009 Volksbank, Zusammenarbeit mit Franzobel, Lichtobjekt und Literaturintervention (in Arbeit); Anwaltskanzlei Willheim/Müller, Intervention mit Texten und Spiegeln 2008 MAK-Gegenwartskunstdepot Flakturm Arenbergpark, Wien, permanente Intervention; Museum der Moderne, Salzburg, Fassade – architektonische und künstlerische Intervention; Brauerei Liesing, Wien, 6 Innenhöfe/Spiegelkonstruktion – Architekt Johannes Kaufmann; TownTown Jet, Wien, Restaurant, architektonische und künstlerische Intervention; Kommunalkredit, Trennwände 2007 Novartis Campus, Basel, Walkway; Galleri Bo Bjerggaard, Raumkonzept Entrance/Office, Kopenhagen 2004 Museum der Moderne am Mönchsberg, Salzburg (Lounge) – FHZ-Architekten München; Skybar, Versicherungskammer Bayern, München 2003 Neues Institutsgebäude, Universität Wien, Loggienverglasung, 6 Geschoße – in Kooperation mit Ortner + Ortner; Kunsthalle Krems, Innenfassadengestaltung – Arch. Krischanitz 2002 Universität Bozen, EDV-Raum, Glasinstallation – Arch. Bischoff Azzola, Zürich 2000 KFZ-Zulassungsstelle, München, 4 Gänge, je 60 m lang 1998 Sammlung Essl, Klosterneuburg, Trennwand Bookshop/Café – Arch. Heinz Tesar 1997/98 Porschehof Salzburg, Fassade/Glasboden 1997 Eiserner Vorhang, Festspielhaus St. Pölten, in Kooperation mit Klaus Kada Bibliografie (Auswahl) Eva Schlegel: In Between, MAK/Peter Noever (Hg.), Wien 2010 Stills at the Back of the Brain, Schlebrügge.Editor, Wien 2009 Eva Schlegel, Text von Synne Rifbjerg, Galleri Bo Bjerggaard, Kopenhagen (Hg.), 2008 Eva Schlegel: Lead 2007, Eva Schlegel (Hg.), 2007 Jugendgericht, Eva Schlegel (Hg.), Schlebrügge.Editor, Wien 2006 L.A. Women, Eva Schlegel (Hg.), Schlebrügge.Editor, Wien 2005 Eva Schlegel, Secession (Hg.), Wien 2005 Eva Schlegel, Galerie Schmidt, Reith im Alpbachtal 2002 Eva Schlegel, Texte von Silvia Eiblmayr, Maia Damianovic, Brigitte Huck und Elisabeth Schlebrügge, Galerie im Taxipalais, Innsbruck, Triton Verlag, Wien 2002 Eva Schlegel: Arbeiten 1991–2000, Museum für Lackkunst, Münster, 2001 Eva Schlegel, Künstlerbuch, Galerie Krinzinger, Wien 1993 Eva Schlegel, Texte von Markus Brüderlin, Beat Wismer und Lorand Hegyi, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien 1991 Eva Schlegel, Texte von Wilfried Skreiner und Elisabeth Schlebrügge, Galerie Krinzinger, Neue Galerie Graz (Hg.), Wien 1989 www.evaschlegel.com

www.labiennale.at

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54th International Art Exhibition la Biennale di Venezia
National Participation:

Österreichischer Pavillon
Markus Schinwald
Kurator: Eva Schlegel