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Galerie Metro freut sich, mit „Matter of Time“ die erste Einzelausstellung von Markus Wirthmann in der Galerie ankündigen zu dürfen.

In seinen Arbeiten beschäftigt sich Wirthmann oft mit flüchtigen und amorphen Materialien wie Sand oder Wasser. Seine Methode ist dabei das Experiment: Der Künstler legt Bedingungen wie Material und Kräfte, die auf es wirken sollen, fest und überlässt dann die Formbildung einem automatisch ablaufenden Prozess. Der Künstler zieht sich also soweit wie möglich aus dem Formbildungsprozess zurück.

Die Arbeiten der Reihe „Äolische Prozesse“ beruhen auf einem solchen Experiment: mit Hilfe von Ventilatoren wird Sand zu Dünen geformt. Zur Dünenbildung genügt ein winziger Stein, in dessen Windschatten sich Sand ablagert. Der abgelagerte Sand vergrößert den Windschatten und noch mehr Sand wird angehäuft - ein sich selbst verstärkender Prozess. Die Verteilung von Dünen entspricht also der Verteilung von Abweichungen in der Körnigkeit des Sandes. Ein arithmetischer Mittelwert wird unmittelbar anschaulich. In diesem Mittelwert drückt sich die Regel der Abweichung aus, die zur Erklärung des Selektionsprozesses in der Evolution genauso herangezogen werden kann, wie zum Erklären des Aufkommens von Spekulationsblasen am Finanzmarkt. Obwohl dieser Mittelwert immer gleicht bleibt, konkretisiert er sich permanent in anderer Form. Dementsprehend befindet sich Wirthmanns Skulptur in ständigem Fluss und gerinnt immer wieder zu einem Bild, in dem sich die Bedingungen ihrer eigenen Formbildung offenbaren.

Die „Salzbilder“ sind in Salzlösungen eingelegte Leinwände, auf denen sich in einem Zeitraum von mehreren Wochen Kristalle bilden, die je nach Art des Salzes unterschiedlich gefärbt sind und je nach Feuchtigkeitsgrad eine unterschiedliche Ausprägung finden. Das Material, das sich dabei bildet, ruft die unterschiedlichsten Assoziationen hervor: speckige Bezüge auf alten Möbeln, oxidiertes Kupfer, Zuckerguss, Korallen auf rostigen Wracks etc. Mit ihrer intensiven Suggestivkraft machen diese Bilder dem Betrachter seine eigene Projektionsleistung bewusst und betonen den Unterschied zwischen dem Bild und der Materie, aus der es gemacht ist. Die Verselbständigung der Bildmaterie vom Colorismo Tizians über Turner bis zur abstrakten Malerei und der Arte Povera schlägt hier wieder in einen repräsentativen Modus um, in welchem das Material selbst andere Texturen imitiert.

Sowohl in den „Äolischen Prozessen“ als auch in den „Salzbildern“ zeigt sich ein weiteres Merkmal von Wirthmanns Arbeiten: die Überwindung von Gattungsgrenzen. Während sich die Skulptur in der ersten Arbeit permanent im Prozess auflöst und wieder selbst hervorbringt, nehmen die „Salzbilder” durch ihre suggestive Haptik - und die teilweise aus der Bildfläche wachsenden Kristalle - skulpturalen Charakter an.