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Basis Projektraum, Elbestrasse 10, Frankfurt am Main

Martin Wenzel. bonus level
14. - 15. Oktober, 14.00 - 18.00
Ausstellungseröffnung: 13. Oktober 2017, 19.00
Führungen: 14. und 15. Oktober, 16.00

In einer virtuellen Landschaft aus Hügeln, Bäumen und Pilzen bewegt sich ein Mann mit Latzhose und Mütze. Ein großes “M” schmückt seine Kopfbedeckung und verweist damit auch auf ihren Träger: Mario ist wohl der berühmteste Protagonist in Videospielen. Bereits seit den 80er Jahren rennt und springt er durch die Spielekonsolen und damit in die Herzen ganzer Generationen. Seit jeher ist es der große Wunsch eines jeden Spielers, in sogenannte “Bonus-Level” zu fallen. In diesen erhält er die Möglichkeit zusätzliche Punkte außerhalb des eigentlichen Levels zu sammeln. Doch nicht jedem Spieler wird dieses Privileg zu teil. In ein “Bonus-Level” kann man erst gelangen nachdem man besondere Leistungen vollbracht hat. Sie sind nicht für jeden Spieler zugänglich und müssen oftmals erst entdeckt und aktiviert werden.

Auch das Studio des Künstlers Martin Wenzel im Frankfurter Bahnhofsviertel ist auf den ersten Blick nicht sichtbar. Zunächst vorbei an dem eisernen Tor des Atelierhauses, dann durch den Hinterhof zu der gläsernen Tür des basis Projektraums. Dort angekommen verweisen Skulpturen auf eine Treppe, die in den Keller führt. Der Handyempfang verschlechtert sich bereits. Der Besucher findet sich in einem weißen Raum wieder. Die Tür zum Atelier des Künstlers ist verschlossen, doch an ihr ist eine Saite gespannt. Zupft man an dieser, entfaltet sich ein dumpfes Geräusch im gesamten Raum und nimmt den Zuhörer gänzlich ein. Glaubt der Besucher hier bereits am Ziel gelangt zu sein, so irrt er, denn das Atelier von Martin Wenzel bleibt geschlossen. Lediglich in einem Katalog sind Fotografien davon zu sehen. Holzböcke sind im Raum verteilt, Farbeimer dienen als Aschenbecher, Feuerlöscher sind in CMYK getaucht. Jede Fotografie scheint auf Arbeiten von Martin Wenzel zu verweisen, die er in den letzten Jahren produziert hat. Darunter Ausstellungen im Museum Angewandte Kunst, am Frankfurter Flughafen und nicht zuletzt in der Galerie PPC. Der Katalog ist ein intimer Einblick in die Umgebung des Künstlers und anstelle des oben genannten Buchstabens „M“ schmückt hier sein Nachname das Cover.

Eine pechschwarz gestrichene Treppe führt abermals in die Tiefen des Gebäudes. Der Handyempfang ist fort. Drei Etagen bespielt Martin Wenzel mit seiner Ausstellung Bonus Level vom 13. - 15. Oktober 2017 in der Elbestraße 10. Seit sechs Jahren arbeitet er dort abseits von Tageslicht und Internetempfang und entwickelte an diesem Ort in den letzten Jahren ein beachtliches Oeuvre. Es sind Werke, die sich vor allem dadurch auszeichnen, dass Wenzel den Mut besitzt, nicht vor der Aneignung alltäglicher Gegenstände und Materialien zurückzuschrecken, sondern diese als künstlerische Strategie zu nutzen. Die Qualität dieses Verfahrens zeigt sich bei Bonus Level in besonderer Weise, indem Martin Wenzel sich für diese Ausstellung nicht nur Objekte zu eigen machte, sondern ein ganzes Gebäude.

Etage für Etage, Level für Level, entdeckt der Besucher nicht nur mehr Eingriffe des Künstlers, sondern erfährt auch zunehmend mehr über die Historie des Hauses. Wie es sich anhört, wie es riecht und wie es atmet. In den Tiefen der Elbestraße 10 öffnet Martin Wenzel ein ganz persönliches Bonus Level, das zuvor noch nicht zugänglich war, sondern erst entdeckt und aktiviert werden musste. Somit macht er mit dieser Ausstellung genau das, was Paul Klee von der Kunst forderte: Das Unsichtbare sichtbar machen.

Carina Bukuts