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Apr 29 - Jun 04, 2022

Martin Wong. Dream Fungus
Early Works 1967-1978

Wir freuen uns, eine neue Einzelausstellung zum Werk von Martin Wong (1946-1999) anzukündigen. War unser erstes Ausstellungsprojekt zu Martin Wong im Jahr 2010 seiner Malerei und seiner Jahre in New York gewidmet, so präsentiert diese neue Ausstellung frühe Arbeiten des Künstlers aus seiner Zeit in der Bay Area zwischen 1967 und 1978, insbesondere auch seine bedeutenden Keramikskulpturen.

Martin Wong wurde in Portland, Oregon, geboren und wuchs in San Franciscos Chinatown auf. In San Francisco absolvierte er die High School, und studierte danach zuerst ein Jahr lang Architektur an der University of California in Berkeley. Von dort wechselte er nach Eureka, um an der Humboldt State University in Arcata Keramik zu studieren. Diese Ausbildung prägte auch seine Malerei, vor allem die von ihm verwendeten Farben (er bevorzugt erdige Rottöne, gebranntes Siena, Ocker und Umbra) und seine Sensibilität für Materialien. Nach seinem Abschluss 1968 an der Humboldt State University, verdiente er sein Geld als “Human Instamatic”, er zeichnete und verkaufte Skizzen und Porträts auf den Straßen von Eureka. 1970 reiste er in den Nahen Osten und nach Asien, um dort mit lokalen Keramikkünstlern zu arbeiten. 1971 schloss er ein Jahr Post Graduate Studies in Keramik am Mills College in Oakland, Kalifornien ab.

Neben seinen keramischen Arbeiten entwickelte Wong seit den späten 60er Jahren auch Kalligraphien, ein erstes Anzeichen für sein lebenslanges Interesse an Dichtkunst, Graffiti und Zeichensprache. Damals stellte er auch ein persönliches chinesisches Siegel her, mit dem er seine Papierarbeiten stempelte: es bedeutet übersetzt “Dream Fungus” (“Traum Pilz”).

Sergio Bessa schreibt 2015 in einem Text für den Katalog zu seiner Überblicksausstellung “Human Instamatic” zu Martin Wong im Bronx Museum in New York:
“Wong war Teil eines entscheidenden Moments in der amerikanischen Kultur. Sein Beitrag lässt sich als ein Übersetzungsakt beschreiben, er überführte sein asiatisches Erbe nahezu bruchlos in die amerikanische weiße Mittelklasse. Wongs diesbezügliche Bestrebungen lassen sich zuerst in den umfangreichen schriftlichen Äußerungen erkennen, die er damals schuf, in makelloser Kalligrafie und zumeist auf langen Reispapier Scrolls. Seine Gedichte aus dieser Zeit kommen am ehesten einer hybriden Kunst nahe, die sowohl seine asiatischen Wurzeln und ein unmissverständliches amerikanisches Selbstbewusstsein erkennen lassen. Mit ihrer berückenden visuellen Abstraktion strahlen seine Scrolls eine verführerische Kraft aus. Sie gleichen einem unheilschwangeren und mysteriösen Drehbuch. Bei näherem Hinsehen aber wird klar, dass es sich um einen schriftlichen Stream of Consciousness handelt, um Aufzeichnungen dessen, was rund um ihm herum geschieht. Der Text hat eine deutliche Beat-Note, er entwickelt sich völlig frei und wurde vermutlich von der Literaturszene inspiriert, die sich in der Bay Area rund um Lawrence Ferlinghetti und die Buchhandlung City Lights entwickelt hatte. Wongs Schreiben muss aber letztendlich aus seinen eigenen Bedingungen und aus seiner Generation heraus verstanden werden: ein Jahrzehnt davor wäre es so nicht möglich gewesen.“

1969 gründete der Performer Hibiscus (George Harris) in San Francisco die experimentelle Theatergruppe The Cockettes, für die Martin Wong Einladungen und Plakate entwarf. Hibiscus trennte sich 1971 von den Cockettes und formierte die Angels of Light. Wong wurde zu einem aktiven Mitglied der Angels of Light, arbeitete aber auch immer noch in Eureka. 1978 verließ er die Bay Area und ging nach New York.

Julie Ault schreibt:
“Martin Victor Wong. Human Instamatic, IMUUR2. Nennt sich auch Martin ’Dschingis’ Wong. Stilisiert sich als Cowboy-Dandy-Vamp. An der Humboldt State University in Eureka hatte Wong alle verfügbaren Kurse belegt, denn er wollte über jedes Medium Bescheid wissen. Keramik aber machte er zu seinem Metier. Nach dem College wurde er Teil der Performancekunstszene in San Francisco, für die Angels of Light entwarf er Kulissen und Requisiten, für die Cockettes arbeitete er als Graphiker. 1978 ging er nach New York, um dort als Künstler sein Glück zu machen. Seine Neigung zur Perfomancekunst ging dort in einen persönlichen Stil über. Er trat selbstbewusst auf und fiel ins Auge, meistens trug er Cowboy-Kleidung - Jeans und ein Cowboy-Hemd mit Halstuch über einem T-Shirt, eine Weste, Stiefel, und eine Lederjacke. Die Keramik gab Wong auf, stattdessen entwickelte er Maltechniken, mit denen er eine authentische künstlerische Reaktion auf die Dinge in seiner Umgebung formulieren konnte.”

Ende diesen Jahres wird das CA2M (Centro dos de Mayo, Madrid) vom 10. November 2022 bis 29. Januar 2023 die erste institutionelle Überblicksausstellung zu Martin Wong in Europa zeigen, anschließend wird die Ausstellung in die Kunst Werke Berlin reisen (25. Februar bis 15. Mai 2023), und danach weiter an das Camden Art Centre, London (7. Juli bis 17. September 2023) und ins Stedelijk Museum Amsterdam (November 2023 bis Februar 2024).

Mit Martin Wong, “Dream Fungus, Early Works 1967-1978” eröffnen wir einen zusätzlichen Ausstellungsraum in der Fasanenstraße 31 in Berlin. In der Fasanenstraße 30 präsentieren wir neue Arbeiten von Trisha Donnelly.