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Die Düsseldorfer Künstlerin Martina Sauter setzt in ihren Werken Film und Fotografie in einen spannenden Dialog. Ein ausgewähltes Filmstill – meist aus einem Filmklassiker – fotografiert sie hierfür vom Fernseher ab und überträgt das Filmbild in das Medium der Fotografie. Dieses Bild vereint sie mit dem fotografischen Abbild eines von ihr inszenierten oder aufgespürten Raumes. Die Bilder verschmelzen jedoch nur im Auge des Betrachters zu einer Einheit, denn die Bildträger bleiben räumlich getrennt. Auch die Schärfe der Bilder variiert: Die grob gerasterte fast verschwommene Bildästhetik des Filmstills wird kontrastiert mit einer gestochen scharfen Bildqualität, die selbst banale Objekte zu einem Ereignis werden lässt.

Film und Fotografie ergänzen und bedingen sich in den Werken von Martina Sauter. Der Film, der im Grunde aus vielen einzelnen fotografischen Bildern besteht, wird in ein Standbild überführt, während die Fotografie in eine Geschichte eingebunden und somit filmisch erweitert wird. Die Künstlerin bedient sich dabei der Montage, versteht diese aber nicht nur filmisch als eine zeitliche Anneinaderreihung von Bildern, sondern auch räumlich. Somit reflektiert sie die beiden Medien zeitlich wie räumlich: Die kombinierten Raumdarstellungen scheinen nahtlos ineinander überzugehen. Bei näherem Betrachten weisen sie jedoch seltsame Sichtachsen auf, die perspektivisch nicht zu vereinbaren sind. Dieses motivische Spiel mit dem Bildraum wird durch die räumliche Versetzung der Bildträger unterstützt und in den physischen Raum erweitert. Der zeitliche Aspekt der Arbeiten spiegelt sich im Stillstand des Filmbildes sowie im Weiterdenken der Fotografie als Teil einer Geschichte, aber auch in den Brücken, welche die Künstlerin schlägt zwischen Bildmotiven der Vergangenheit und der heutigen Zeit – sie historisiert die aktuellen Szenen, aktualisiert gleichzeitig die alten und lässt ganz neue Geschichten entstehen.

Die räumlichen und zeitlichen Achsen werden erweitert durch die Blickachsen, welche die Protagonisten der Werke durch den Raum und auf den Betrachter werfen. Verschiedene Richtungen entstehen und weisen auch auf die vielfältigen Leserichtungen, welche die Arbeiten aufzeigen. Die Erzählrichtung ist dabei keineswegs nur linear, wie wir es vom Film gewohnt sind. Analog zu unserer Erinnerung rufen die Bilder non-lineare Geschichten hervor und ebenso wie unsere Erinnerungsbilder langsam zu verschwimmen beginnen so scheinen auch die Filmstills langsam zu verblassen, während die aktuellen Szenen noch nicht an Schärfe eingebüsst haben.

Martina Sauter verweist ferner auf die Beziehung von Fiktion und Wahrheit in ihren Werken. Der Film wurde als das Medium der Träume bekannt, während die Fotografie auf eine Geschichte als objektives, wahrheitsgetreues Medium zurückblickt, das Wahrheit nicht nur zeigte sondern auch zur ihrer Findung beitrug. Die Wechselwirkung der Medien Film und Fotografie stellt somit nicht zuletzt die Frage nach der Authentizität und Bedeutung von Bildern – besonders in einer Medienwelt, in der unsere Realität von Bildern beeinflusst oder gar ersetzt wird.

In der Ausstellung »kalte Spur« legt Martina Sauter visuelle Fährten und schickt uns auf die Suche nach Geschichten und ihren Wahrheiten.

Pressetext

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Martina Sauter: kalte Spur