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Die singuhr - hoergalerie ist erstmals im Berliner Meinblau Kunsthaus zu Gast. „maßnahmenpaket“ ist der Titel der Ausstellung von Serge Baghdassarians und Boris Baltschun. Gemeinsam entwickeln die in Berlin lebenden Künstler vor allem Arbeiten, in denen minimalistisch anmutende Anordnungen alltäglicher Dinge mithilfe von Bewegung sinnlich aufgeladen werden. „Konservatorische Maßnahmen“ nennen sie eine Werk- und Installationsreihe, die seit 2006 entsteht. Im Kunsthaus Meinblau wird nun mit „maßnahmenpaket“ die komplette Werkgruppe erstmals präsentiert.

Mechanisch-kinetische Prozesse bilden die Grundlage der Installationen. Auf jeweils unterschiedliche Weise werden die klanglichen und strukturellen Merkmale von alltäglichen Dingen beleuchtet. In „maßnahmenpaket“ entstammen diese der Lagerung, dem Transport oder dem Bau. Ihrer eigentlichen Funktion beraubt, erzeugen die Gegenstände eine um sich selbst kreisende, permanente Inventur. Durch Um- und Verkehrung, Ergänzung und Entleerung entstehen dabei temporäre Konstellationen mit überraschenden mechanischen Wendungen und verblüffenden Klängen. Blechdosen, Glasplatten, Sandpapier, Magnete, Bohrmaschinen und Schnüre bewegen sich oder werden bewegt und klingen teils simultan, teils nacheinander, teils rauschend und teils schnurrend im Galerieraum nach einer vorgegebenen Choreographie.

Parallel dazu laufen in den beiden historischen Wasserspeichern in Prenzlauer Berg die Installationen „Extended Drops“ des belgischen Klangkünstlers Pierre Berthet und „Around the Word / The Probable Flight Path of AF 447“ des amerikanischen Medienkünstlers Paul DeMarinis, der derzeit Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD ist. In „Extended Drops“ sind die Geräusche von Wassertropfen Impuls- und Klanggeber für das im Raum verzweigte Netz der Resonatoren. Die analogen Tropfgeräusche und ihre elektronische Bearbeitung erzeugen ein breites rhythmisches und klangliches Spektrum. Ein hochvariables, räumliches Perkussionsinstrument entsteht – eine Hommage an die einstige Funktion des Raumes als Wasserreservoir. „Around the World“ ist eine Arbeit, die von Samuel Morses Erfindung des elektrischen Telegraphen inspiriert ist. In den 34 Einzelkammern des äußeren Rings im Wasserspeicher ist ein Kreis von auf Lichtsignale reagierenden Relais installiert. Wie beim Telegraphen aktiviert ein Relais das jeweils nächste in der Reihe – es sei denn, die Besucher kreuzen die Signalwege und unterbrechen die Übertragung. „Around the World“ wird damit zur fasslichen Allegorie über Prozesse des Informationstransfers und der Präsenz des Individuums. In der Installation „The Probable Flight Path of AF447“ werden Klänge aus korrodierendem Aluminium und Kupfer gewonnen. Die Metalle werden dazu in eine spezielle Salzlösung getaucht. Der Korrosionsprozess bringt elektrische Signale hervor, die DeMarinis in dichte, tieffrequente Klänge umwandelt. Diese Klänge wandern in unterschiedlicher Richtung durch die kreisförmige Ringarchitektur des Speichers. Ihre Intensität beeinflusst dabei auch die Lichtintensität von 40 Neonröhren. Die vielschichtige Klang-Licht-Installation erinnert an den mysteriösen Absturz der Air France-Maschine 447 im vergangenen Jahr. Die Metallteile dieses Flugzeugs senden immer noch Signale aus, selbst vom Grunde des Atlantiks. Daher versteht DeMarinis diese Installation als eine Metapher über die Suche nach verborgenen Signalen.

Zur Langen Nacht am 12. September werden alle drei Ausstellungen bis 24 Uhr geöffnet sein.

25.08. bis 12.09. Ausstellung im Meinblau Kunsthaus Serge Baghdassarians und Boris Baltschun (D) maßnahmenpaket – Klanginstallationen Vernissage: 24.08. um 19 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 14 bis 20 Uhr, Lange Nacht: 12.09. bis 24 Uhr, Eintritt frei singuhr – hoergalerie im Meinblau Kunsthaus, Prenzlauer Berg, Christinenstraße 18/19, Auf dem Pfefferberg Haus 5, 10119 Berlin Verkehrsanbindung: U Senefelderplatz

Bis 12.09. Ausstellungen in den beiden Wasserspeichern Paul DeMarinis (USA), Around the World / The Probable Flight Path of AF447 – Zwei Installationen, Großer Wasserspeicher Pierre Berthet (B), Extended Drops – Klanginstallation, Kleiner Wasserspeicher Mittwoch bis Sonntag 14 bis 20 Uhr, Lange Nacht: 12.09. bis 24 Uhr, Eintritt: 3 Euro/ 2 Euro Kleiner Wasserspeicher: Eingang Diedenhofer Straße, Großer Wasserspeicher: Eingang Belforter Straße Verkehrsanbindung: U Senefelderplatz, M2 Metzer Straße www.singuhr.de

Pressekontakt: Bluhm PR, Sylke Bluhm, fon 030 24 08 47 88 E-Mail info@bluhmpr.de

Veranstalter: singuhr e.V. Unterstützt von: Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Bezirksamt Pankow von Berlin, Initiative Neue Musik Berlin e.V., Meinblau e.V., Konzert des Deutschen Musikrats. Das Meinblau Kunsthaus wird gefördert durch die Stiftung Pfefferberg. Medienpartner: Stadtmagazin zitty, Neue Zeitschrift für Musik

Serge Baghdassarians, geb. 1972 in Fürth, studierte klassische Gitarre an der Hochschule für Künste Bremen. Boris Baltschun, geb. 1974 in Bremen, studierte elektronische Musik und Komposition in Den Haag u.a. bei Klarenz Barlow und Richard Barret. Seit 1999 leben beide in Berlin und entwickeln gemeinsame Arbeiten. Darüber hinaus arbeiten sie auch als Musiker auf dem Gebiet der live-elektronischen Musik.

Paul DeMarinis, geb. 1948 in Cleveland (Ohio), lebt in Stanford (Kalifornien). Ausbildung: Film bei Paul Sharits, Komposition bei Robert Ashley. Seit 1976 Zusammenarbeit mit David Tudor und David Behrman (live-elektronische Musik, Gruppe „Composers Inside Electronics“), Lehrtätigkeit am Mills College. 1979–82 als Artist-in-Residence an der Wesleyan University (Middletown, Connecticut) und am Exploratorium (San Francisco). 1982–84 Tätigkeit als Videospiel-Programmierer (Firma „Atari“). 1988–97 Lehrtätigkeit am San Francisco Art Institute, 1994–97 Artist-in-Residence am Xerox PARC (Palo Alto, Kalifornien). 1996–2001 Zusammenarbeit mit der Merce Cunningham Dance Company. Seit 2000 Lehrtätigkeit (Associate Professor für Sound and Media) an der Stanford University. Seit 1976 zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, darunter 2006 die Goldene Nica des Prix Ars Electronica, Linz, in der Kategorie „Interaktive Kunst“ für die Arbeit The Messenger von 1998 (Neufassung 2005).

Pierre Berthet, geb. 1958. Studierte Schlagzeug am Royal Conservatory in Brüssel und in Liège, Improvisation bei Garrett List, Komposition bei Frederic Rzewski und Musiktheorie bei Henri Pousseur. Seit den späten 1980er Jahren entwickelt er Klanginstallationen. Als Musiker u.a. aktiv in Arnold Dreyblatts „Orchestra of Exited Strings“ (bis 1998). CD-Veröffentlichungen bei „sub rosa“. Zahlreiche Ausstellungen und Konzerte weltweit. Lebt in Liège, Belgien.

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singuhr-hörgalerie zu Besuch in MEINBLAU Berlin

Künstler: Serge Baghdassarians, Boris Baltschun