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Die Galerie Jan Wentrup freut sich, mit JOURNAL MURAL die zweite Einzelausstellung des britischen Künstlers Mathew Hale zu präsentieren. Ausgangspunkt der Arbeit Mathew Hales ist die klassische Papiercollage, aus der sich auch dreidimensionale Objekte und Dia-Projektionen entwickeln. Die Werkfindung beginnt stets ohne konkrete Vorstellung des Ergebnisses, ganz im Sinne der surrealistischen écriture automatique. Seine Collagen entstehen durch Assoziieren von Ideen, Shuffeln von Buchseiten, Postern, Magazinen, Zeitungen und Fotografien; Hinzufügen zeichnerischer Elemente oder den spontanen Einsatz von Worten und Schrift. Als Ressource erweist sich Material unterschiedlichster Datierung, Herkunft und Bedeutung. Im freien Spiel mit Form und Inhalt verbinden sich Fragmente aus Vergangenheit und Gegenwart, Realität und Fiktion zu traumhaft-alogischen Bildern, die jedoch stets von einer konkreten Denkstruktur geprägt sind. Dokumentiertes, Gefundenes und Erdachtes verweisen auf verschiedene Ebenen von Wirklichkeit: Den privaten und den öffentlichen Blick auf Phänomene und Ereignisse. Indem er diese Oppositionen kombiniert, verknüpft Hale Bildelemente und inhaltliche Komponenten zu einer Art konstruierten Erinnerung. Obwohl jede Arbeit für sich steht, sind Hales Collagen als fortlaufende Serien betitelt und weisen thematische Querverweise untereinander auf. Die Reihen mit Namen wie „MIRIAM STEALING“, „MIRIAM DIVORCEE“ oder „MRS. GILLRAY“ vermitteln den Eindruck eines Journals eines fiktiven Charakters.

Der Titel der Ausstellung, JOURNAL MURAL (frz. Wandzeitung), steht begrifflich dem Journal privé (frz. Tagebuch) gegenüber und geht aus Hales ausgeprägten Interesse an Graffiti hervor; er bezieht sich insbesondere auf die gleichnamige Publikation (Journal Mural, Claude Tachou, Hg., Juni 1968), in der sich bereits einen Monat nach den Maiunruhen 1968 in Paris eine große Auswahl von kommentierenden Graffitisprüchen zu den Ereignissen nachlesen ließen. Einige davon tauchen wiederum im zentralen Exponat der Ausstellung auf: Hales neuer 3-Kanal-Dia-Projektionsarbeit TAXI STOP FIJI. Wie in den Papiercollagen verbindet sich Persönliches und Politisches anstelle von konkreter Intention durch assoziative Verknüpfung zur Bilderzählung. Jedes Dia ist in schwarz-weiß aufgenommen: Buchseiten, Straßenansichten aus Berlin und anderen Städten, aktuelle Zeitungen, Bilder aus den 70er Jahren. In Hales Dia-Collage vermischen sich all diese Elemente im Reigen des Unterbewusstseins wie in einer Traumsequenz. Hales Prinzip, nach spontanen Impulsen Referenzmaterial zu zitieren, Realitätsaspekte zu zerstückeln und zu restrukturieren, erzeugt ein vielschichtiges Spannungsverhältnis zwischen Balance und Bruch von Bedeutung.

Neben TAXI STOP FIJI wird eine ebenfalls neue Dia-Skulptur aus der „MIRIAM DIVORCEE“ Serie zu sehen sein, ferner die noch nie gezeigte, frühe Skulptur „The Age of Majority“(1995) und neue Papiercollagen.

Mathew Hale, geb. 1962, lebt und arbeitet in Berlin. Weitere Arbeiten des Künstlers sind noch bis 3. August 2008 in der Gruppenausstellung PAST-FORWARD im Project Space 176, London zu sehen; sowie im Herbst 2008 in einer Einzelausstellung im Peer Trust, London.

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Mathew Hale
JOURNAL MURAL