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In einer Gemäldegalerie kommt man selten auf die Idee, dass alles auch ganz anders hängen könnte. Das Museum und andere an der Konstruktion von Kunstgeschichte beteiligte Institutionen sind an dieser Relativierung ihrer Arbeit kaum interessiert. Der Konsens darüber, was Meisterschaft sei und warum, wird vornehmlich durch eine sich objektiv gebende Rhetorik hergestellt, die der Bedeutung von Fehlern, Missverständnissen und individuellem Begehren keine Sichtbarkeit gibt. Die Arbeit des schwedischen Künstlers Matts Leiderstam aber lebt davon, in dieser kanonischen Ordnung permanent produktive Verwirrung zu stiften. Seine Methoden sind dem Instrumentarium des Kunsthistorikers entliehen: Bilder neu hängen, Gemälde kopieren, die Provenienz eines Kunstwerks sichtbar machen, die Restaurationsgeschichte eines Bildes untersuchen oder Ausschnitte aus Bildern vergrößern und isoliert präsentieren ... Gemäldegalerien, Kataloge und Bibliotheken liefern das Ausgangsmaterial seiner Arbeit, mit der er die Aufmerksamkeit der Betrachterinnen und Betrachter auf die verdrängten sexuellen, persönlichen und machtpolitischen Subtexte von Kunstwerken lenkt.