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"ich bin der auffassung, es sei möglich, eine kunst weitgehend auf grund einer mathematischen denkweise zu entwickeln." So beschreibt Max Bill 1949 die Gestaltungsprinzipien seines vielseitigen Werkes, das Kunst und Wissenschaft verbindet: Schönheit ist das Resultat einer geistigen, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierenden Ordnung. Dabei beschränkt Max Bill diesen Gestaltungsanspruch nicht nur auf ein Medium. Er überschreitet die Grenzen der Gattungen immer wieder, hebt diese jedoch niemals auf. Vielmehr transportiert Max Bill sein künstlerisches Konzept in andere Disziplinen und setzt es in den einzelnen Gattungen Architektur, Malerei, Skulptur, Design, Grafik und Typografie individuell um. Es entsteht ein umfassendes – ein universales – künstlerisches Werk. Seine Arbeiten stehen somit in Kontrast zum heutigen Verständnis von Grenzüberschreitungen im Kunstbetrieb im Sinne eines Ineinandergreifens der Disziplinen.

Geboren wird der Schweizer Max Bill am 22. Dezember 1908 in Winterthur. Nach dem Besuch der Silberschmiedeklasse an der Kunstgewerbeschule in Zürich studiert er am Bauhaus, der Hochschule für Gestaltung in Dessau. Durch Wassily Kandinsky, Paul Klee, László Moholy-Nagy und Oskar Schlemmer erhält er hier grundlegende Anregungen. Im Jahr 1929 siedelt Max Bill nach Zürich über und beginnt mit der Arbeit an seinem vielseitigen Werk. Sein universales Schaffen zeigt sich in der Bekanntheit seiner Werke unterschiedlicher Disziplinen. In der Malerei ist Max Bill vor allem als konkreter Künstler bedeutend, zahlreiche seiner Arbeiten im Bereich des Designs sind auch heute noch bekannt und mit der Hochschule für Gestaltung in Ulm kann er sich auch als Architekt nachhaltig profilieren.

Zudem hinterlässt Max Bill eine Vielzahl von theoretischen Arbeiten. Kaum ein Künstler hat sich so umfassend über seine eigene künstlerische und gestalterische Arbeit geäußert. Bills publizistische Aktivitäten sowie die zahlreichen Ausstellungen während seiner Lebzeiten sind gewissermaßen fester Bestandteil seines Werkes. Seine Bedeutung als internationaler Künstler dokumentiert sich in der Tatsache, dass er mit unzähligen Werken auf nahezu allen Kontinenten in wichtigen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten ist. Die Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart gibt einen umfassenden Einblick in das gesamte künstlerische Werk Max Bills. Die Ausstellung ist als Retrospektive angelegt und zeigt mit über 200 Exponaten inhaltliche und formale Querverbindungen zwischen den Disziplinen.

Beginnend mit den frühen 20er Jahren werden zum ersten Mal Arbeiten auf Papier ausgestellt, die während Bills Zeit am Bauhaus entstanden sind und auf seine noch enge Bindung an Klee und Kandinsky verweisen. Gezeigt werden insgesamt etwa 77 teils großformatige Gemälde, die um das Thema Farbrhythmus und –quanten kreisen, rund 30 Skulpturen, darunter die „endlosen Schleifen“, die „Flächen im Raum“, die Kugeln und Kreissegmente und sechs grafische Reihen (bestehend aus 43 Einzelarbeiten), unter denen das Schlüsselwerk „15 Variationen über ein Thema“ besonders hervorzuheben ist.

Aus dem Bereich der angewandten Kunst stammen über 20 Designobjekte, zu denen bedeutende – und bis heute aktuelle – Werke wie die Armband- und Wanduhren und der „Ulmer Hocker“ (in Zusammenarbeit mit Hans Gugelot) gehören. Ca. 15 Architekturprojekte – darunter die Hochschule für Gestaltung in Ulm – werden mit Plänen, Fotos und Modellen vorgestellt und zeigen Bills ganzheitliches Denken und seine Affinität zur Architektur, für ihn die „Mutter aller Künste“. Über 40 zum Teil mehrteilige Arbeiten aus den Bereichen Werbung, Typografie, Plakat- und Buchgestaltung, mit denen Bill als junger Künstler sein Auskommen bestritt, ergänzen die Ausstellung.

Abgesehen von einigen kleineren, auf bestimmte thematische Bereiche fokussierten Ausstellungen, fand die letzte große Retrospektive zu Max Bill noch zu dessen Lebzeiten im Jahr 1987 in Deutschland in der Schirn Kunsthalle Frankfurt statt. Die aktuelle Max Bill-Ausstellung ist vom 10. September 2005 bis zum 8. Januar 2006 im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen. Weitere Stationen in Südamerika, Deutschland, Japan und der Schweiz sind in Vorbereitung.

Die Retrospektive entstand in Zusammenarbeit von Kunstmuseum Stuttgart und Institut für Kulturaustausch, Tübingen. Für die finanzielle Förderung der Ausstellung durch die DaimlerChrysler AG danken wir sehr herzlich. Bei der Realisierung des Projektes unterstützten uns außerdem das Schweizerische Generalkonsulat Stuttgart sowie die Firmen Eicher Werkstätten, Junghans und Vitra.

Der Katalog zur Ausstellung - mit Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung - erscheint Anfang September im Hatje Cantz Verlag unter dem Titel „Max Bill. Maler, Bildhauer, Architekt, Designer“, herausgegeben von Thomas Buchsteiner und Otto Letze. Texte von Marion Ackermann, Jakob Bill, Vivien Endicott Barnett, Gerd Fleischmann, Karl Gerstner, Karin Gimmi, Eugen Gomringer, Arthur Rüegg, Angela Thomas Schmid u.a. Deutsch 2005. , 328 Seiten, ca. 375 Abb., davon ca. 240 farbig, 23,00 x 27,00 cm, gebunden, ISBN 3-7757-1641-6

Pressetext

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Max Bill - Eine Retrospektive
Maler, Bildhauer, Architekt, Designer
Kuratorin: Marion Ackermann